DOMRADIO.DE: Wie haben Sie von Papst Leo XIV. erfahren? Wo waren Sie?
Msgr. Guido Assmann (Kölner Dompropst und Generalvikar): Ich telefonierte gerade mit meiner Mutter, um zu hören, wie es ihr geht. Und in dem Moment kam der weiße Rauch in Rom. Das war ein ganz besonderer Moment und ich sagte zu meiner Mutter, wir müssten jetzt mal gemeinsam Fernsehen gucken, obwohl wir nur mit dem Telefon verbunden waren.
DOMRADIO.DE: Was erwarten Sie sich von diesem Pontifikat?
Assmann: Die ersten Worte "der Friede sei mit euch allen", dieser österliche Gruß hat sehr viele Menschen und mich auch sehr angesprochen. Mir hat direkt ganz gut gefallen, als ich mitbekam, woher dieser Kardinal kommt und welche Lebensgeschichte er hat. Er ist ein Ordensmann, er kommt gebürtig aus den USA, er hat viele, viele Jahre in Peru gelebt. Er kennt die Armut auch in Lateinamerika, er kennt die weltpolitische Lage. Und er ist seit einigen Jahren im Vatikan tätig.
Das zeigt auch, dass die katholische Kirche wirklich über die ganze Welt verbreitet ist. Seine Erfahrung, auch pastorale Erfahrung ganz nah bei den Menschen, wird in seinem Pontifikat sicher eine ganz wichtige und große Rolle spielen.
DOMRADIO.DE: Er hatte bis zur Sedisvakanz das Dikasterium der Bischöfe unter sich. Und er soll mal gesagt haben, ein Bischof soll Seelsorger sein und kein Manager. Was zeigt diese Haltung?
Assmann: Jede Christin und jeder Christ sollte mit anderen Christen zusammenleben und in die Gesellschaft hineinwirken, da wo man hingestellt wird. Das gilt für einen Priester, für einen Bischof und ganz bestimmt auch für einen Papst. Diese Erfahrungen, die er mit den vielen Begegnungen mit Menschen in seinem Leben gemacht hat, wird er nicht vergessen. Das wird in seinen Entscheidungen und in dem ein oder anderen Hirtenwort spürbar sein. Da gehe ich fest von aus.
DOMRADIO.DE: Was verbinden Sie mit dem Namen Leo XIV.?
Assmann: Eine kleine, schöne Geschichte. Ich war viele Jahre Pastor in Neuss und Leo IX., 1050 ist er Papst geworden, hat die Reliquien des Heiligen Quirinus seiner Schwester Gepa überreicht. Die war Äbtissin des Neusser Benediktinerklosters. So ist Neuss an die Reliquien des Heiligen Quirinus gekommen, dessen Fest vor wenigen Tagen in Neuss gefeiert worden ist.
Das hat mit dem jetzigen Papst eigentlich gar nichts zu tun, außer die Namensgleichheit. Aber das war so ein spontane Gedanke, der mir durch den Kopf ging.
DOMRADIO.DE: In Ihrer nächsten Heiligen Messe werden Sie zum ersten Mal Leo XIV. nennen. Was ist das für ein Gefühl? Wie bereitet man sich da auf die Messe vor?

Assmann: Ich bin jetzt fast 35 Jahre Priester und habe in dieser Zeit drei Päpste erlebt. In jeder Heiligen Messe werden vom Priester der Name des Papstes und der Name des Bischofs genannt. Mir ist es einmal passiert, obwohl man bei der Feier der Heiligen Messe auch in den Gebeten konzentriert sein sollte, dass ich nach dem Tod von Franziskus einmal doch den Namen Papst Franziskus nannte. Das ist mir damals bei Kardinal Meisner, als er gestorben ist, auch einmal passiert.
Wenn ich die erste Messe mit der Namensnennung feiere, dann wird das schon etwas ganz Besonderes sein, da werde ich besonders konzentriert sein. Irgendwann ist es dann eine große Selbstverständlichkeit, das unser Papst Leo XIV. heißt.
DOMRADIO.DE: Es wird eine Dankmesse im Kölner Dom zusammen mit dem Erzbischof geben. Wissen Sie schon, wann sie sein wird?
Assmann: Das steht noch nicht ganz fest. Der Erzbischof wird mit uns den Termin abstimmen. Das hängt zum einen davon ab, wann die Einführungsfeierlichkeit in Rom sein wird, an der er als Kardinal natürlich dabei sein wird. Wir werden telefonieren und die Kalender nebeneinanderlegen.
Mit der Dommusik wurden schon erste Überlegungen angestellt. Wir werden die Gläubigen aus dem Erzbistum Köln einladen und unsere Kirchen werden geschmückt sein. Zur Einführung des Papstes in Rom werden auch noch mal der "Dicke Pitter" (Petersglocke, Anm. d. Red.) und das Festgeläut des Kölners Domes läuten. Es liegen noch einige schöne und festliche Tage vor uns.
Das Interview führten Lara Burghardt und Jan Hendrik Stens.