Mit Leo XIV. ist wieder ein Ordensmann Papst

Franziskus machte Orden zum Faktor der Papstwahl

Beginnt nun eine Phase von Ordensleuten auf dem Papstthron? Historisch ist die Zeit reif gewesen dafür. Und der Jesuit Franziskus wollte das offenbar fortgesetzt wissen. Er hat die Zahl der Ordensmänner unter den Kardinälen erhöht.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Papst Leo XIV. steht am Abend des 8. Mai 2025 auf dem Balkon der Loggia des Petersdoms im Vatikan und grüßt die Menschen auf dem Petersplatz / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. steht am Abend des 8. Mai 2025 auf dem Balkon der Loggia des Petersdoms im Vatikan und grüßt die Menschen auf dem Petersplatz / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Jorge Mario Bergoglio hatte 2013 aus seiner Heimat Argentinien viele Superlative für die Papstgeschichte mitgebracht: Er war der erste Lateinamerikaner, der erste Argentinier, der erste Papst mit dem Namen Franziskus, der erste Jesuit - und nach 167 Jahren der erste Papst, der wieder einem religiösen Orden angehörte.

Mit dem US-Amerikaner Leo XIV., einem Augustiner, ist nun gleich ein weiterer sein Nachfolger geworden.

In historischer Perspektive war die Zeit längst wieder reif für einen Ordensmann gewesen. Der vorige war im 19. Jahrhundert der Kamaldulenser Gregor XVI. (1831-1846) gewesen. Danach kam die wahrscheinlich längste Lücke, seit es das abendländische Mönchtum gibt.

Vor Franziskus war kein Jesuit jemals Papst gewesen - auch die Folge eines traditionellen Misstrauens mancher Regierungen gegen die romtreue "Gesellschaft Jesu", der zugleich immer auch ein massives Verfolgen politischer Eigeninteressen nachgesagt wurde. Bis 1904 genossen einige Regierungen sogar ein Vetorecht gegen Papstkandidaten.

"Global Player"

Dabei sind katholische Ordensgemeinschaften "Global Player" - und passen damit sehr gut in das Konzept "Weltkirche", das das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) verankert und das die Päpste seitdem konsequent vorangetrieben haben. Die Wahl des Argentiniers Franziskus trug dem 2013 Rechnung - und sicher auch die seines Nachfolgers, des Augustiners Leo XIV.

Zwar befinden sich die meisten religiösen Orden in unseren Breiten fast noch stärker in der Nachwuchskrise als die Riege der Weltpriester. Doch für Lateinamerika, Afrika oder Asien sieht die Lage, zumal in den missionarisch tätigen Gemeinschaften, oft anders - besser - aus.

Papst Franziskus erhält einen Kuss von einem kleinen Mädchen / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus erhält einen Kuss von einem kleinen Mädchen / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Und der Jesuiten-Papst Franziskus hat in seiner zwölfjährigen Amtszeit sehr gründlich aufgerüstet, was Ordensleute im Kardinalskollegium angeht - denn das wählte ja nun seinen Nachfolger.

Unter den 135 respektive 133 Wählern im Konklave - zwei hatten abgesagt - waren 34 Ordensmänner, also jeder vierte. Das ist offenbar für Leo eine regelrechte Wählergruppe geworden; er wurde schon im 5. Wahlgang gewählt.

Maximal 30 "Ordenspäpste"

Zum Zahlenvergleich: Als im März 2013 Franziskus gewählt wurde, waren von 115 Teilnehmern noch 17 Ordensleute, mithin jeder siebte. Und selbst diese Quote von 14,8 Prozent "Ordens-Kardinälen" war schon höher als der Anteil an "Ordenspäpsten" in der Kirchengeschichte:

Denn von den bislang 266 regulären Petrus-Nachfolgern kamen maximal 30 aus Ordensgemeinschaften.

Kardinal Timothy Peter Joseph Radcliffe ist Dominikaner / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Timothy Peter Joseph Radcliffe ist Dominikaner / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die meisten Päpste stellte dabei der älteste, der Benediktinerorden, der bis 1119 quasi ein Ordensmonopol besaß und es auf insgesamt 10 bis 15 Pontifikate bringt. Sehr genau sind die historischen Quellen darüber freilich nicht. Doch unter den Benediktiner-Päpsten sind so namhafte wie Gregor der Große (590-604; Ordensmitgliedschaft nicht gesichert), Gregor VII. (1073-1085) und Urban II. (1088-1099). Auch ein deutscher Papst folgte ursprünglich dem "Ora et labora" des heiligen Benedikt: Stephan IX. (1057/58).

Lazaristen und Scalabrinianer

Die größte Zeit der Ordenspäpste war zugleich die größte Blütezeit der Orden schlechthin: Im 11. und 12. Jahrhundert kamen insgesamt 13 Päpste aus Männerorden.

Spitzenreiter heute sind - vor wie nach Franziskus - die Salesianer Don Boscos mit fünf Papstwählern. Es folgen die Jesuiten mit derzeit vier Wählern; ebenso die Franziskaner, die in der Kirchengeschichte immerhin drei Päpste stellten. Nimmt man aber noch den einen Kapuziner und die drei Franziskaner-Minoriten dazu, dann war die franziskanische Ordensfamilie im nun abgeschlossenen Konklave mit insgesamt acht Mitgliedern vertreten. Doch nicht der franziskanische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa (60), ist am Ende Papst geworden, sondern ein Augustiner aus Chicago: Robert Prevost - Leo XIV.

Robert Francis Prevost (Papst Leo XIV.)

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Robert Francis Prevost gilt als ein Kardinal der Mitte. Obwohl US-Amerikaner ist der Ordensmann in Rom, der Kurie und der Weltkirche zu Hause. Zuletzt leitete der 69-Jährige die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war Prevost in den vergangenen zwei Jahren zuständig für einen Großteil der Bischofsernennungen weltweit.

Papst Leo XIV / ©  Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Leo XIV / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

 

Quelle:
KNA