Kölner Delegierter bilanziert Gesprächsprozess

Fortsetzung empfohlen

Der Kölner Delegierte im Gesprächsprozess, Andreas Püttmann, hält weitere Treffen für sinnvoll. Er befürchtet aber, dass neue Konvente zulasten der Aufmerksamkeit für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken gehen.

"Wo Gott ist, da ist Zukunft" / © Jens Wolf (dpa)
"Wo Gott ist, da ist Zukunft" / © Jens Wolf ( dpa )

domradio.de: Der Gesprächsprozess, auch Dialogprozess genannt, ist vor fünf Jahren mit hohen Erwartungen begonnen worden. Aber seit Franziskus Papst da ist, hat man eher den Eindruck, dass die Reformen jetzt direkt in Rom umgesetzt werden. Brauchte es da noch Gespräche zwischen Bischöfen und Laien?

Andreas Püttmann (Einer von acht Delegierten des Erzbistums Köln für den Gesprächsprozess): Das könnte man denken, weil der Reformdruck jetzt nicht mehr von unten, sondern quasi von oben kommt - andererseits hat jede Kirche in einem bestimmten Land spezifische Voraussetzungen und Probleme. Denken wir etwa in Deutschland an den dramatischen Vertrauensverlust in dieser Limburger Bischofskrise. Ich würde sagen, dass hier auch ein regionaler oder in dem Fall auch nationaler Gesprächsbedarf besteht.

Die alten Frontstellungen zwischen Konservativen und Progressiven sind natürlich im Pontifikat von Papst Franziskus nicht einfach aufgehoben, sondern der Papst ist nicht mehr so einfach zuzuordnen bzw. sogar zum Hoffnungsträger der Reformer geworden. Etwas andere Voraussetzungen als vor fünf Jahren, aber überflüssig geworden ist ein Dialog in der Kirche von Deutschland nicht.

domradio.de: Jetzt war das in Würzburg am Wochenende das letzte Treffen. Es ging um einen Abschlussbericht und außerdem wurde ein Dokument zur Flüchtlingssituation verabschiedet. An dem Abschlussbericht hat es Kritik gegeben, zum Beispiel vom Regensburger Bischof Voderholzer. Er kritisierte den Gesprächsprozess als "Nabelschau". Was genau waren da die neuralgischen Punkte?

Püttmann: Die üblichen, wo es um das Miteinander von Frauen und Männern in der Kirche ging, also etwa bei der Frage "Diakonat der Frau" und das Thema "Donum Vitae" ist noch einmal gekommen, wo versucht werden soll, 'die Wunden, die da entstanden sind zu heilen'. Bischof Voderholzer ist in der Tat sehr kontrovers aufgetreten und hat immer wieder klar gemacht, dass über die Lehre der Kirche nicht einfach durch zufällige Abstimmungsvoten hier befunden werden könne. Beim Thema der Weihe von Frauen hat er insbesondere darauf hingewiesen, dass man hier nicht einfach gegen den Ordo verstoßen kann. Gleichwohl hat man da auch von Seiten der Teilnehmer einiges erreicht, was etwa die Erhöhung der Quoten von Frauen unter den kirchlichen leitenden Mitarbeitern angeht.

domradio.de: Sie waren beim ersten Mal in Mannheim dabei und jetzt beim letzten Treffen in Würzburg. Hat sich an der Atmosphäre untereinander und an den Themen etwas generell verändert im Laufe dieses Prozesses?

Püttmann: Mannheim war natürlich geprägt von der Anbrandung von Reformwünschen. Das war ja auch erstmal als Brainstorming, als Bestandsaufnahme gedacht. Es gab ein sehr eindrucksvolles Modul zu den Ressourcen, wo Teilnehmer berichtet haben, wo sie das Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Leben erfahren haben. Es war nicht nur eine Defizitanalyse, sondern Mannheim hatte durchaus auch schon eine Ressourcenanalyse. Jetzt war die Lage grundlegend anders, weil es ja nur noch darum ging, die Ergebnisse zu sichern über die drei Treffen, die zwischendurch stattgefunden hatten, zur Liturgie, zum christlichen Zeugnis und zur Diakonie. Da konnte man nicht einfach Themen 'unterschmuggeln', sondern das musste alles tatsächlich Anhalt finden in den vorigen Diskussionen. Vielleicht liegt es daran, dass die Atmosphäre vielleicht doch etwas konsensueller war als ganz zu Beginn.

domradio.de: Das Thema der wiederverheiratet Geschiedenen nimmt einen großen Raum im Abschlussbericht ein. Ist das als Signal an die Familiensynode zu verstehen?

Püttmann: Das mag ja so gedacht sein, aber wir sollten uns nicht überschätzen. Ob hier eine Katholikenversammlung in Deutschland ein Signal absendet oder nicht, das wird den Verlauf der Familiensynode nicht maßgeblich beeinflussen. Es ist in der Tat doch eine sehr klare Positionierung im Sinne von Kardinal Kasper. Die Bischöfe werden gebeten, sich für eine Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zum Bußsakrament und zur Kommunion einzusetzen, heißt es in dem Abschlussbericht. Sehr deutlich betont hat man die Unauflöslichkeit der Ehe. Hier gibt es eine klare Positionierung, aber deren Einfluss auf die Familiensynode würde ich nicht überschätzen.

domradio.de: Der fünfjährige Gesprächsprozess ist jetzt zu Ende. Man plant aber eine Fortsetzung in Form von regelmäßigen "Konventen", die alle zwei oder drei Jahre mit Vertretern des kirchlichen Lebens stattfinden sollen. Eine sinnvolle Fortführung des Dialogs?

Püttmann: Dass die verschiedenen Akteure der katholischen Kirche in Deutschland zu einem Gespräch zusammenkommen, ist sicherlich eher eine sinnvolle Sache, weil es so ganz viele gemeinsame Foren nicht gibt. Das Problem sehe ich allerdings darin, dass durch die Schaffung einer zweiten Art Kirchenparlament, neben dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die Aufmerksamkeit für dieses ZdK etwas leiden könnte. Deswegen bin ich mir nicht sicher, ob dessen Vertreter das wirklich wollen können.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

 


Quelle:
DR