Klimaaktivistin Neubauer appelliert an Kirchen

Kirche ist die erste Hoffnungsfabrik

Auf dem Kirchentag in Hannover fordert Klimaaktivistin Luisa Neubauer die Kirchen auf, ihre Verantwortung im Klimawandel wahrzunehmen - mit Solaranlagen, Divestment und spiritueller Orientierung.

Luisa Neubauer auf dem 39. Evangelischen Kirchentag in Hannover. / © Tim Wegner (epd)
Luisa Neubauer auf dem 39. Evangelischen Kirchentag in Hannover. / © Tim Wegner ( epd )

Die Kirchen sollen laut Klimaaktivistin Luisa Neubauer angesichts der Klimakrise "Räume für Hoffnung schaffen". Neubauer diskutierte am Samstag auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover mit Vertretern aus Politik, Industrie, Wissenschaft und Gewerkschaft zum Thema "Klimapolitik zwischen Technik und Genügsamkeit". Als "erste Hoffnungsfabrik, die wir je hatten" könnten Kirchen diese Räume schaffen, "in denen wir zu uns selbst finden", so die Buchautorin. Es gebe aktuell eine "Krise der Hoffnung". Die wichtigste Ressource sei aber der Glaube daran, "dass wir es besser machen können, dass es sich lohnen wird, wenn wir uns einsetzen", sagte sie.

Neben ihrer diskursiven Verantwortung trügen die Kirchen zudem eine materielle, das betreffe etwa die Flächen in Kirchenbesitz. Als Stichwort nannte Neubauer in diesem Zusammenhang Solaranlagen. Außerdem müssten Kirchen Divestment betreiben, also Geldanlagen aus fossilen Industrien abziehen. Den Vorschlag aus dem Publikum, dass Kirchen einst trockengelegte Moore in ihrem Flächenbesitz wiedervernässen sollten, hätte Neubauer am liebsten gleich in einer Resolution festgehalten.

Neubauer froh um Beistand der Kirchen

Die Aktivistin erklärte weiter ihre Verwunderung über die aktuelle Debatte darüber, ob und in welchem Maß Kirchen politisch sein dürfen. Sie sei froh, wenn Kirchen Menschen Beistand und Orientierung böten bei Themen, die diese umtrieben und politisch seien. "Ich bin froh, wenn sie wehrhaft und bereit sind, weiterzumachen, auch wenn Gegenwind kommt", erklärte die 29-Jährige.

Die Debatte hatte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) angestoßen. An Ostern hatte sie in einem Interview dazu aufgerufen, die Seelsorge der Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, statt sich übertrieben politisch zu engagieren. Sie kritisierte zudem eine Tendenz bei den Kirchen, Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen abzugeben wie eine Nichtregierungsorganisation und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick zu haben. Dann würden Kirchen "leider auch austauschbar". Für diese Kritik erntete die Katholikin viel Widerspruch.

Quelle:
KNA