Klima zwischen Protestanten und Muslimen bleibt verhärtet

Islam-Debatte auf Kirchentag geht weiter

Auf dem Kölner Kirchentag ist am Samstag die Debatte über das angespannte Verhältnis zwischen evangelischer Kirche und Islam-Verbänden weitergegangen. Theologen wie Richard Schröder und der rheinische Altpräses Manfred Kock verteidigten das umstrittene Positionspapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über das Verhältnis zu den Muslimen. Die Bundestagsabgeordnete Lale Akgün (SPD) kritisierte dagegen den Text mit dem Titel "Klarheit und gute Nachbarschaft".

 (DR)

Kirchentagspräsident Reinhard Höppner warb für mehr Bereitschaft zum wechselseitigen Verständnis.

Schröder sagte: "Es ist nicht sinnvoll so zu tun, als gäbe es das Trennende nicht." Für Christen habe Jesus eine andere Bedeutung als für Muslime. Deswegen seien Gespräche, die auf einen gemeinsamen Nenner abzielten, zum Scheitern verurteilt, sagte der evangelische Theologe.

Ähnlich argumentierte der frühere EKD-Ratsvorsitzende Kock. Kirche wolle sich nicht als etwas Besseres darstellen, sondern es gehe um eine Positionierung, sagte er. "Sonst kann man nicht zusammenleben." Kock räumte ein, dass das Papier auch unter Protestanten kontrovers diskutiert werde.

Die SPD-Politikerin Akgün beklagte, das Papier nehme alle Muslime in Sippenhaft, da die EKD die Haltung ultrakonservativer muslimischer Gruppierungen auf alle Muslime übertrage. Der Vorwurf, "die" Muslime wollten sich nicht integrieren, sei ein "Totschlagargument" und helfe nicht bei der Integration.

Der Islamwissenschaftler Navid Kermani beklagte, dass die evangelische Kirche in ihrem Positionspapier die Unterschiede zwischen den Religionen und Kritik am Islam deutlicher als zuvor hervorhebe. Der Menschenrechtsexperte Heiner Bielefeldt bezeichnete das Papier an einigen Stellen als "unglücklich formuliert".

Zuvor hatte auch der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Axel Ayyub Köhler, kritisiert, dass der Text eine Sprache der Abgrenzung spreche und die Islamophobie in Deutschland verstärke.

Höppner sagte dem epd, beim Kölner Kirchentag habe das Thema des Dialogs mit den Religionen an Gewicht gewonnen. "Das Thema wird den Kirchentag nicht loslassen." Diese Schwerpunkt-Verlagerung werde sich auch beim nächsten Kirchentag in Bremen 2009 fortsetzen. Über das Verhältnis zu den Muslimen sagte er: "Es reicht nicht, sich wechselseitig anzusehen und Unterschiede festzustellen." Eine Verhärtung im christlich-islamischen Dialog sehe er allerdings nicht.