Bischof sieht Benachteiligung von Katholiken in Bosnien-Herzegowina

"Klebstoff" zwischen Serben und Bosniaken

Der Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica, hat die Situation der Katholiken in Bosnien-Herzegowina beklagt. Diese würden in dem Land politisch, gesellschaftlich und auch wirtschaftlich benachteiligt, sagte Komarica dem Hilfswerk "Kirche in Not".

Marienstatue und blaues Kreuz in Medjugorje (Bosnien-Herzegowina) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Marienstatue und blaues Kreuz in Medjugorje (Bosnien-Herzegowina) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Oft hätten Katholiken Probleme, wenn sie einen kroatischen Namen trügen. Auch sei es schwierig für sie, Arbeit zu finden. Im Landesteil West-Herzegowina könnten sie zwar mehr oder weniger leben. Doch auch von dort wanderten Katholiken aus.

Gleichzeitig warnte der Bischof vor einem weiteren Auszug der Katholiken. Denn die katholischen Kroaten wirkten wie "Klebstoff" zwischen Serben und Bosniaken. "Wenn dieser Klebstoff wegfällt, dann werden diese beiden Welten - die islamische und die orthodoxe - noch weiter auseinanderklaffen. Dann würde es noch mehr Unruhe geben."

Immer noch ein Provisorium

Bosnien-Herzegowina sei seit dem Ende des Kriegs noch immer ein Provisorium, es herrsche Stillstand, so Komarica. Es werde de facto von einem internationalen Vertreter, dem Hohen Repräsentanten, geführt. Obwohl seit 1995 schon der achte Amtsinhaber am Werk sei, habe diese Präsenz das Land nicht zu einem Rechtsstaat gemacht.

Den Worten von Komarica zufolge wurde der Annex 7 des Abkommens von Dayton, der die Rückkehr aller Flüchtlinge und Vertriebenen regeln sollte, nicht umgesetzt. Der Vertrag habe auch festgelegt, dass Bosnien-Herzegowina und die internationale Staatengemeinschaft den Rückkehrern politisch, rechtlich und materiell helfen müssten. Das sei im Falle der Kroaten aber nicht passiert.

Europa-Zentrum für Frieden und Versöhnung gegründet

Der Bischof hat derweil im ehemaligen Trappistenkloster "Maria Stern" (Marija Zvijezda) ein Europa-Zentrum für Frieden und Versöhnung gegründet. Der Grundstein für das Kloster sei 1869 noch in osmanischer Zeit von Pater Franz Pfranner aus dem österreichischen Vorarlberg gelegt worden.

"Als es Probleme mit Baugenehmigungen gab, reiste Pfranner persönlich nach Konstantinopel, um mit dem Großwesir des Sultans zu verhandeln - mit Erfolg", erzählte Komarica. Dialog sei also möglich. In diesem Geist solle das Zentrum ein Ort der Begegnung, Bildung, Versöhnung und der internationalen wie interreligiösen Zusammenarbeit sein.

Für die Projekte habe er schon wertvolle Mitstreiter gewinnen können, führte der Bischof weiter aus. So stehe etwa der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff an der Spitze des Gründungskuratoriums. "Wir wollen die Europäisierung Bosniens. Das ist eine großartige Chance", so Komarica.


Quelle:
KNA