Thomas de Maiziere neuer Kirchentagspräsident

"Klarer Blick für Realitäten"

Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière wird Präsident des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 7. bis 11. Juni 2023 unter dem Motto "Jetzt ist die Zeit" stattfinden wird. De Maizière stehe für große Glaubensgewissheit.

Thomas de Maiziere wird neuer Kirchentagspräsident / © Timm Schamberger (epd)
Thomas de Maiziere wird neuer Kirchentagspräsident / © Timm Schamberger ( epd )

Das evangelische Christentreffen soll in Nürnberg stattfinden und steht unter dem Bibelwort "Jetzt ist die Zeit". Das gaben die Verantwortlichen am Montag in Nürnberg bekannt. "Thomas de Maizière steht für einen klaren Blick für Realitäten, er steht für den offenen Diskurs und ist ein streitbarer Geist", sagte die scheidende Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags, Bettina Limperg. "Er hat eine große Glaubensgewissheit und eine zupackende Art."

Neue Präsidenten als Zeichen des Wandels

In den Präsidiumsvorstand gewählt wurden auch die thüringische Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) und der Wittenberger Oberbürgermeister Thorsten Zugehör (parteilos). Siegesmund wird Kirchentagspräsidentin in Hannover 2025. Zugehör ist als Kirchentagspräsident "in einer westdeutschen Großstadt 2027" vorgesehen. "Dass alle drei Präsidenten des Kirchentags aus den neuen Bundesländern stammen, ist auch ein Zeichen des Wandels und der neuen Wege", sagte Limperg.

Mehr Kontroversen gefordert

Laut de Maizière (CDU) werden "plus minus 100.000 Menschen" zum Nürnberger Kirchentag erwartet. Der neue Kirchentagspräsident plädierte für mehr Kontroversen und eine stärkere Öffnung auf Menschen hin, die sich von den Kirchen abgewandt hätten. "Beim Kirchentag in Nürnberg werden vermutlich zum ersten Mal weniger als die Hälfte der Menschen in Deutschland den beiden großen Kirchen angehören", sagte der dem 67-Jährige.

Jüngere stärker einbeziehen

De Maizière sprach sich zudem dafür aus, dass es beim Kirchentag "kein großes Forum ohne junge Menschen unter 30" geben solle. "Mal sehen, ob wir das durchbekommen." Unter den Teilnehmern der Kirchentage gebe es viele, die gemeinsam älter würden. "Es gibt eine begeisterte junge Generation, die zum Kirchentag kommt - aber es werden nicht mehr", sagte de Maiziere.

Klimathema von grundsätzlicher Bedeutung

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erklärte, man erlebe derzeit einen Moment, auf den es ankomme. "Nach der Pandemie ist die Zeit, so zu leben, dass auch zukünftige Generationen und Menschen anderswo auf der Welt gut leben können", sagte Bedford-Strohm. Vor allem das Klimathema sei von grundsätzlicher Bedeutung. "Jetzt entscheidet sich, ob wir da die Wende noch hinbekommen." Zudem sei es jetzt an der Zeit, sich die Quellen zu erschließen, aus denen die Menschen Orientierung bekommen könnten.

"Kirchentag der Bürgerschaft"

Oberbürgermeister Marcus König (CSU) erinnerte daran, dass Nürnberg eine Stadt der Reformation sei. Aus der fränkischen Stadt habe sich die Botschaft Luthers in die Welt verbreitet. "Kirche in unserer Stadt ist sichtbar", sagte König. "Ich möchte, dass der Kirchentag ein Ort des Glaubens und ein Ort der Debatte ist, ein Kirchentag der Begegnung und des Ehrenamts ist - und ich wünsche mir, dass es ein Kirchentag der Bürgerschaft ist, die gemeinsam feiert."

Im kommenden Jahr gibt es einen Deutschen Katholikentag in Stuttgart. Beide Konfessionen feierten in diesem Frühjahr den 3. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt am Main.

Der Kirchentag ist eine unabhängige Laienbewegung. Haupt- und Ehrenamtliche gestalten alle zwei Jahre einen Kirchentag in einer größeren Stadt in Deutschland.


Quelle:
KNA , epd