Der Protest gegen den geplanten Stand der AfD bei der am Dienstag beginnenden Bildungsmesse didacta in Stuttgart nimmt weiter massiv zu. In einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung äußern internationale kirchliche Hilfswerke ihre "große Besorgnis" über die Teilnahme der AfD an Europas größter Bildungsmesse.
Eine Messe, die sich an Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und weiteres Fachpersonal richte, müsse "frei von rechtsextremen und demokratiefeindlichen Einflüssen bleiben", betonte Petra Kohts, Leiterin des Referates "Globales Lernen" beim evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt.
Die Zulassungsbedingungen für Aussteller müssten dringend überprüft und geschärft werden, "um Parteien, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall beobachtet werden, auf einer Bildungsmesse keinen Platz zu bieten", hieß es.
Misereor: Demokratische Werte schützen
Franz Gulde, Leiter der Bildungsabteilung des katholischen Hilfswerkes Misereor, unterstrich, die didacta trage die Verantwortung dafür, demokratische Grundwerte zu schützen. Dem widerspreche eine Zulassung der Teilnahme der AfD. In einer demokratischen und vielfältigen Gesellschaft würden Menschen- und Kinderrechte geachtet, geschützt und gefördert - "Werte, die die AfD nicht vertritt", hieß es der Erklärung der Hilfswerke. Auch Kindernothilfe-Vorstandsmitglied Carsten Montag mahnte: "Kurz vor der Bundestagswahl darf die Bildungsmesse keine Wahlkampfarena werden."
Zuvor hatten bereits Bildungsgewerkschaften und ein bundesweites Bündnis von Schüler-, Eltern- und Lehrerverbänden gefordert, dass die Bildungsmesse "kein Forum für demokratiefeindliche Parteien bieten" dürfe.
Erstmalig auch Parteien als Aussteller
Laut offiziellem Statement der Veranstalter nehmen in diesem Jahr erstmalig auch Parteien als Aussteller teil. Der didacta-Verband und die Messe Stuttgart haben die Auffassung geäußert, dass sie den AfD-Stand nicht verbieten könnten. Die Messe Stuttgart erklärte, die einschlägigen Zulassungskriterien der didacta sähen auch "politische Institutionen" als potenzielle Aussteller vor. "Politische Parteien unterfallen als solche dieser Zulassungsbestimmung", hieß es.
Parteien seien "mit kleinen Ständen" innerhalb der Ausstellung präsent. Die Messe sei verpflichtet, die geltenden Zulassungskriterien "neutral zu beachten und umzusetzen".
Die didacta findet vom 11. bis 15. Februar in der Messe Stuttgart statt und bietet mit mehr als 700 Ausstellern auf einer Fläche von 60.000 Quadratmetern rund 1.500 Veranstaltungen.