Kirchliche Experten prangern "unfaire Ressourcenverteilung" an

Keine "globalen Tischgemeinschaft"

Millionen Menschen leiden an Hunger und Milliarden an Unterernährung. Verantwortlich dafür sind unter anderem auch diejenigen Länder, die in Massen Fleisch produzieren und konsumieren, sagen kirchliche Experten. Das habe negative Folgen für Entwicklungsländer.

Fleischtheke im Supermarkt / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Fleischtheke im Supermarkt / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Kirchliche Experten haben eine aus ihrer Sicht ungerechte Ressourcenverteilung als Grund für den weltweit anhaltenden Hunger kritisiert. Der Weg zu einer Ernährungsgerechtigkeit für alle im Sinne einer "globalen Tischgemeinschaft" sei noch weit, sagte der deutsche katholische Theologe Markus Büker bei der "weltkirche.tagung" am Wochenende im österreichischen Lambach.

Weltweit litten rund 815 Millionen Menschen an Hunger und zwei Milliarden an Unterernährung, so der Referent für theologische Grundfragen in der Entwicklungszusammenarbeit beim katholischen Hilfswerk Misereor. Der Tod Hungernder sei dabei nur eine "mörderische Facette" einer "größeren Problemstellung" rund um Ressourcenverbrauch, Klimawandel sowie das Demokratie-Verständnis in den westlichen Ländern, erklärte Büker.

Hunger und Mangelernährung in der Welt

Die Entwicklungsexpertin Anja Appel zitierte in diesem Zusammenhang den Soziologen Jean Ziegler: "Jedes Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet, weil es eigentlich genug Nahrung gibt", sagte die Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) der Presseagentur "Kathpress".

Hunger und Mangelernährung zu beseitigen und alle Menschen mit "qualitativ guten Nahrungsmitteln" zu versorgen, sei eine der größten Herausforderungen der Zeit, mahnte Appel. Das Thema habe auch eine theologische Dimension und stehe "für den Hunger nach Gerechtigkeit, die Hoffnung auf ein nährendes Leben in vielerlei Hinsicht und für ein gutes Leben für alle".

Handels- und Wirtschaftsstrukturen im Blick

Appel und Büker machten globale Handels- und Wirtschaftsstrukturen sowie das Konsumverhalten der Menschen in Industrie- und zunehmend auch in Schwellenländern für die ungerechte Verteilung verantwortlich. Als Beispiel für deren negative Folgen für Entwicklungsländer nannte Appel das Thema Fleischproduktion und -konsum. So würden etwa in Österreich pro Jahr und Kopf rund 60 Kilogramm Fleisch- und Wurstwaren verzehrt, 40 Kilogramm mehr als von Gesundheitsexperten empfohlen. Ernährt würden die Tiere mit zumeist gentechnisch veränderten Soja-Importen aus Argentinien und Brasilien.

Damit trage die Alpenrepublik indirekt in den Regionen zu Landvertreibung, Zerstörung der Biodiversität oder Vergiftung des Bodens durch Chemikalien bei, kritisierte die Expertin bei der von der Österreichischen Bischofskonferenz, den Ordensgemeinschaften und der Missionsverkehrsanstalt MIVA ausgerichteten Tagung.


Quelle:
KNA