Kirchenvertreter in besetzten Gebieten riskieren ihr Leben

Rolle der Kirche nicht überschätzen

Wer sich in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine als Vertreter einer evangelischen oder der katholischen Kirche zu erkennen gibt, riskiert sein Leben. Das sagte der Bischof der Deutschen Lutherischen Kirche in der Ukraine.

Ein ukrainischer Militärseelsorger spricht mit einem verletzten ukrainischen Soldaten / © Ben Birchall (dpa)
Ein ukrainischer Militärseelsorger spricht mit einem verletzten ukrainischen Soldaten / © Ben Birchall ( dpa )

Zugleich warnte der Bischof der Deutschen Lutherischen Kirche in der Ukraine, Pavlo Schwartz, davor, die Rolle der Kirchen in Friedensgesprächen zu überschätzen. In der Vergangenheit habe es viele Versuche gegeben, mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. ins Gespräch zu kommen. Sie seien alle ergebnislos geblieben.

Kyrill I., Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche / © Oleg Varov (dpa)
Kyrill I., Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche / © Oleg Varov ( dpa )

Versöhnung noch nicht in Sicht

"Versöhnung kann es ohnehin nicht geben, solange die Gewalt andauert", sagte Schwartz am Rande der Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds (LWB). "Die Gewalt muss stoppen; dann müssen die Sünden bekannt werden; und dann können wir mit dem Schaffen von Frieden beginnen." Schwartz unterstützte zudem die Forderung nach Waffenlieferungen für sein Land. "Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstverteidigung", so der Bischof. Die Versorgung mit Waffen gebe der Ukraine die Möglichkeit weiterzukämpfen.

"Wir haben nur zwei Optionen: Wir können entweder für unsere Unabhängigkeit kämpfen – oder wir werden am Ende die Kämpfer des russischen Reichs und müssen gegen andere Länder kämpfen", sagte Schwartz. "Die erste Variante macht mir da mehr Hoffnung."

Lutherischer Weltbund (LWB)

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine weltweite Gemeinschaft evangelischer Kirchen. Ihr gehören rund 75 Millionen Christen in knapp 100 Staaten an. Der LWB hat ebenso wie der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) seinen Sitz in Genf.

Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen (KNA)
Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen ( KNA )
Quelle:
KNA