Kirchenvertreter beklagen Missstände durch Hamburger Konzern Aurubis

Systematische Umweltverschmutzung?

Leidtragende berichten über schwerwiegende Missstände beim Kupferbergbau in Peru. Menschenrechtler und Kirchenvertreter sehen einen deutschen Konzern in der Mitverantwortung. Der verweist auf sein Risikomanagementsystem.

Kupfermine Antamina in der Region Huarmey nahe Puerto Huarmey / © Vigo Martínez (MISEREOR)
Kupfermine Antamina in der Region Huarmey nahe Puerto Huarmey / © Vigo Martínez ( MISEREOR )

Gemeinsam mit Betroffenen aus Peru hat das katholische Hilfswerk Misereor zwei offizielle Beschwerden gegen den Hamburger Metall-Konzern Aurubis eingelegt. 

In den Eingaben beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wird dem Unternehmen vorgeworfen, gegen Sorgfaltspflichten des deutschen Lieferkettengesetzes zu verstoßen.

Schwere Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen

Den Beschwerdeführern liegen demnach gesicherte Informationen vor, dass Aurubis Kupferkonzentrate aus den peruanischen Minen Antamina und Quellaveco importiert. Misereor und die Partnerorganisation Red Muqui führen "schwere Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen" bei den dortigen Bergbauaktivitäten ins Feld. 

Estala Rojas füllt in ein Glas Trinkwasser, das mit Arsen und weiteren Giftstoffen belastet ist / © Vigo Martínez (MISEREOR)
Estala Rojas füllt in ein Glas Trinkwasser, das mit Arsen und weiteren Giftstoffen belastet ist / © Vigo Martínez ( MISEREOR )

In beiden Regionen seien die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt verheerend. Vergiftetes Grundwasser, verseuchte Böden und Fischgründe sowie Luftverschmutzung seien Ursache häufiger Erkrankungen.

Ein Aurubis-Unternehmenssprecher sagte am Dienstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Aurubis arbeitet nur mit Geschäftspartnern zusammen, die intensiv und kontinuierlich überwacht werden." Dieser Screening-Prozess entspreche den gesetzlichen und branchenüblichen Vorgaben. 

"Abweichungen von Standards werden angesprochen, Lösungen gemeinsam entwickelt und überprüft", so der Sprecher weiter. Auf die konkreten Fälle ging er nicht ein.

Tausende Menschen betroffen

Die Peruanerin Estela Rojas schilderte derweil in einer Pressekonferenz die Lage in ihrer Gemeinde Puerto Huarmey nahe der Antamina-Mine: "Unser Trinkwasser und unsere Böden machen uns krank, aber teures abgefülltes Wasser aus dem Supermarkt können sich viele nicht leisten." 

Jeden Monat sterbe jemand aus der Gemeinde an Krebs, auch sie selbst sei erkrankt. Bei vielen Kindern und Erwachsenen sei Arsen im Blut festgestellt worden. "Und die Ärzte empfehlen uns dringend, unsere Heimat zu verlassen", so Rojas. Mehr als 2.000 Menschen in dem Gebiet seien betroffen.

Estala Rojas und ihre Enkelkinder, die beide an schweren Atemwegserkrankungen leiden / © Vigo Martínez (MISEREOR)
Estala Rojas und ihre Enkelkinder, die beide an schweren Atemwegserkrankungen leiden / © Vigo Martínez ( MISEREOR )

Misereor-Experte Mattes Tempelmann erklärte, Aurubis trage als Kupferimporteur "eine große Mitverantwortung am Leid vieler Menschen und an einer systematischen Umweltverschmutzung". Das Hilfswerk fordert von dem Konzern "effektive Maßnahmen zur Beendigung und Wiedergutmachung" der Missstände in Puerto Huarmey und im Tumilaca-Tal. 

Grundlage sei das Lieferkettengesetz, das die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten regelt. Obwohl die Bundesregierung eine Abschwächung des Gesetzes anstrebe, sei es immer noch unverändert in Kraft. Vom zuständigen Bundesamt erwartet Misereor nun eine gründliche Prüfung der Vorfälle "und notfalls auch Bußgelder".

Unterstützung vom Erzbistum Freiburg

Das katholische Erzbistum Freiburg, das eine enge Partnerschaft mit der Kirche in Peru pflegt, unterstützt die vorgebrachten Beschwerden. "Die deutsche Industrie und die Zulieferer für kritische Metalle müssen die Menschenrechte und die Umwelt respektieren", heißt es in einer Erklärung der Erzdiözese.

Es ist nicht das erste Mal, dass Aurubis Verstöße gegen das Lieferkettengesetz vorgeworfen werden. Im April berichtete der SWR unter anderem über mögliche Missstände bei Lieferanten in Mexiko. Bereits damals versicherte der Konzern, nur mit Geschäftspartnern zusammenzuarbeiten, die "umfassende Prüfungsverfahren" durchlaufen. Zu einzelnen Lieferanten und Minen mache man grundsätzlich keine Angaben.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor (MISEREOR)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor / ( MISEREOR )
Quelle:
KNA