Papst Leo XIV. hat am Montag den mit Missbrauchsvorwürfen belasteten peruanischen Kardinal Juan Luis Cipriani (81) in Audienz empfangen. Das teilte das vatikanische Presseamt wie üblich ohne weitere Angaben mit. Cipriani und Papst Leo kennen sich aus der peruanischen Bischofskonferenz. Robert Francis Prevost war während Ciprianis Amtszeit als Erzbischof von Lima (1999 bis 2019) Bischof von Chiclayo (2015 bis 2023).
Cipriani, Mitglied der katholischen Organisation "Opus Dei", war lange Zeit einer der prominentesten konservativen Vertreter in der katholischen Kirche Lateinamerikas. Anfang 2025 hatte die spanische Tageszeitung "El Pais" berichtet, dass er in den 1980er Jahren einen Minderjährigen im Beichtstuhl sexuell missbraucht haben soll. 2018 sei der Vatikan über die Vorwürfe informiert worden, ein Jahr später hatte Cipriani mit 75 Jahren aus Altersgründen seinen regulären Rücktritt angeboten, den Papst Franziskus umgehend akzeptierte. Weiter hieß es, Franziskus habe Cipriani aufgefordert, Peru zu verlassen, keine Kardinalsgewänder und -symbole zu tragen und keine öffentlichen Erklärungen abzugeben.
Mehrere Auflagen
Der Kardinal wies die Vorwürfe zurück. Ende Januar erklärte er in einer Stellungnahme, er sei 2018 über eine Beschwerde informiert worden, die ihm jedoch nicht gezeigt worden sei. Dann habe ihn der päpstliche Nuntius ohne Anhörung und ohne Verfahren im Dezember 2019 mündlich darüber informiert, dass die Glaubenskongregation eine Reihe von Strafen gegen ihn verhängt habe. Darunter seien die Einschränkung seines priesterlichen Dienstes und die Verlegung seines Wohnsitzes ins Ausland. Zudem sei er aufgefordert worden, über die Angelegenheit zu schweigen. Im Februar 2020 habe ihm Papst Franziskus erlaubt, wieder als Priester tätig zu sein.
Das vatikanische Presseamt bestätigte daraufhin, dass Cipriani nach der Annahme seines Rücktritts als Erzbischof von Lima "eine Strafvorschrift mit einer Reihe von Disziplinarmaßnahmen in Bezug auf seine öffentliche Tätigkeit, seinen Wohnsitz und die Verwendung von Insignien auferlegt" worden sei. Die betreffende Maßnahme sei von Cipriani "unterzeichnet und akzeptiert" worden. Für weitere Aufregung sorgte Ciprianis Anwesenheit bei den Generalkongregationen vor dem Konklave. Besonders Vereinigungen von Missbrauchsbetroffenen kritisierten die Teilnahme.