Kirchentag im katholischen Köln soll ökumenische Impulse setzen

"Ein Flair wie beim Weltjugendtag"

Der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag 2007 in Köln rückt näher. Umwelt, Gerechtigkeit und Frieden sind die zentralen Themen des Treffens, zu dem vom 6. bis 10. Juni 2007 rund 100.000 Dauerteilnehmer erwartet werden. Auf dem Programm des Kirchentags stehen 3.000 Gottesdienste, Diskussionen, Work-Shops, Vorträge, Feiern und Bibelarbeiten. Sie finden auf dem Messegelände und in der City statt. Da es in der Innenstadt nur eine evangelische Kirche gibt, öffnen auch viele katholische Pfarreien ihre Gotteshäuser - auch der Dom.

 (DR)

Zum Auftakt ist wie bei früheren Kirchentagen ein "Abend der Begegnung" mit Musik, Kerzenschein und Kulinarischem am Rheinufer und auf den Kölner Brücken geplant. Die Veranstalter erwarten 400.000 Besucher. Das kölsche Motto lautet "Da simmer dabei". Außerdem plant die Landeskirche ein eigenes Zentrum zum Thema Liebe sowie Anlaufstellen für Kinder, Jugendliche und Familie am Tanzbrunnen und in der Innenstadt. In einem Pavillon vor dem Hauptbahnhof können Interessierte über den Glauben sprechen. Das Motto lautet "Vom offenen Himmel erzählen".

Vorbereitungen für den Abschlussgottesdienst laufen
Noch feilen die Organisatoren des Kirchentags an einer angemessenen Formulierung: Wenn sie beim Abschlussgottesdienst am 10. Juni in Köln sämtliche Teilnehmer zum Abendmahl einladen, sollen Katholiken - die in der Domstadt die Mehrheit bilden - nicht düpiert werden. Doch das protestantische Verständnis vom Abendmahl, nach dem jeder Christ teilnehmen darf, will Präses Schneider von der gastgebenden rheinischen Landeskirche nicht aufgeben. Strittige Themen der Ökumene, unterstreicht der leitende Theologe, sollen beim Kirchentag nicht außen vor bleiben.

"Große ökumenische Begeisterung"
Schneider weiß, dass Katholiken die Teilnahme am evangelischen Abendmahl nach katholischem Kirchenrecht untersagt ist. Doch er
meint: "Nicht wir sind Herrn des Tisches, sondern Jesus Christus selber." Die katholische Kirche solle diese Auffassung respektieren. Zumindest wünscht der protestantische Theologe sich mehr Spielraum für Ehepaare unterschiedlicher Konfession. Der Präses sucht nicht partout Streit, sondern setzt auf einen konstruktiven Ökumene-Dialog: Die Kirchen am Rhein haben damit reichhaltige Erfahrung. Auf Ebene der Gemeinden laufen seit Jahrzehnten gemeinsame Seelsorge- und Sozialprojekte. So kommt es, dass Kirchentagspräsident Reinhard Höppner bereits in der Vorbereitung eine "große ökumenische Begeisterung" feststellt.

Lob für die katholische Kirche
Die katholische Kirche zeige viel Hilfsbereitschaft, zieht der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt Zwischenbilanz.
Katholiken beteiligten sich an der Planung von Veranstaltungen, stellten Räume und Kirchen und hoffentlich auch Gästebetten zur Verfügung. "Weil es innerhalb des Innenstadtrings nur zwei evangelische Gotteshäuser gibt, dürfen wir auch die großen romanischen Kirchen nutzen", so Höppner. "Köln ist da heute viel weiter als vor 40 Jahren", urteilt der SPD-Politiker und verweist auf 1965, als zuletzt ein Kirchentag in der Stadt verweilte.

Das berühmte Gotteshaus wird im Kirchentagsprogramm nicht fehlen: Präses Schneider und Kardinal Joachim Meisner feiern dort einen ökumenischen Gottesdienst. Das hatte der Erzbischof schon früh im Jahr 2006 zugesagt. Auch eine Bibelarbeit möchte der katholische Oberhirte gemeinsam mit Schneider abhalten. Ob das Präsidium das Angebot von Schneider und Meisner annimmt, steht allerdings noch nicht fest. Der Dom jedenfalls wird täglich bis Mitternacht geöffnet sein, damit dort möglichst lange gebetet werden kann. Nur auf die traditionelle Fronleichnamsprozession wollen die Protestanten Rücksicht nehmen.

Neben der Ökumene wird es beim Kirchentag traditionell politisch zugehen. Die Veranstalter wollen sich per Live-Schaltung beim G8-Gipfel zu Wort melden, der zeitgleich in Heiligendamm an der Ostsee tagt. "Wir wollen dabei auf die zunehmende Armut durch immer mehr Umweltzerstörung aufmerksam machen", so Präses Schneider. Umwelt, Gerechtigkeit und Frieden seien zentrale Themen des Christentreffens. Insgesamt sind 3.000 Gottesdienste, Diskussionen, Workshops, Vorträge, Feiern und Bibelarbeiten geplant. Sie finden auf dem Messegelände und in der City statt.

Die gastgebende Landeskirche - die zweitgrößte in Deutschland, sie reicht vom Niederrhein bis ins Saarland - lässt sich den Kirchentag etwas kosten. Mit 6,1 Millionen Euro übernimmt sie ein Drittel der Kosten. Die Summe sei über mehrere Jahre gespart worden, unterstreicht der Präses. Weitere Mittel schießen Bund, Land und Stadt zu. Auch Sponsoren haben sich gefunden.

Höppner jedenfalls wünscht sich beim Kirchentag ein "besonderes Flair" wie beim katholischen Weltjugendtag im Sommer 2005. Eine ähnliche Atmosphäre könnte beim "Abend der Begegnung" am 6. Juni aufkommen, zu dem 400.000 Menschen erwartet werden. Sie sollen nach dem Willen der Veranstalter die Rheinufer und Brücken säumen, Musik und Kulinarisches genießen und schließlich in einem Lichtermeer aus Kerzen versinken. Das kölsche Motto: "Da simmer dabei".

Der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag wird vom 6. bis 10. Juni in Köln veranstaltet. Er ist damit nach 1965 zum zweiten Mal in der Domstadt zu Gast. Der Kirchentag finanziert sich zu zirka einem Drittel aus den Beiträgen der Teilnehmer. Den Großteil der Kosten teilen sich das Land Nordrhein-Westfalen, die Stadt Köln und die gastgebende Evangelische Kirche im Rheinland. Der Kirchentag als protestantische Laienbewegung soll nach seiner Grundordnung Christen «im Glauben stärken, sie für die Verantwortung in der Kirche rüsten, sie zum Zeugnis in der Welt ermutigen und mit ihnen in der Gemeinschaft weltweiter Christenheit bleiben».