Kirchengericht widerspricht Emeritiertem Weihbischof aus Straßburg

Dikasterium prüft Vorwürfe

Im Fall des emeritierten Weihbischofs Gilles Reithinger sah sich das nationale kirchliche Strafgericht zu einer Stellungnahme veranlasst und es bestätigt ein laufendes Verfahren gegen ihn. Erste Rufe nach Aufklärung werden laut.

Anwalt vor Gericht / © Indypendenz (shutterstock)

Im Erzbistum Straßburg stehen die Zeichen auf Krise. Das nationale kirchliche Strafgericht Frankreichs betonte am Freitag in einem online veröffentlichten Schreiben, dass Reithinger sei Gegenstand mehrerer Meldungen an das Gericht sei. Diese würden aktuell vom zuständigen Dikasterium für die Bischöfe in Rom bearbeitet.

Blick auf Straßburg / © Hadrian (shutterstock)

Damit widerspricht das Gericht einer Gegendarstellung des emeritierten Weihbischofs in der Elsässer Zeitung "Les Dernières Nouvelles d'Alsace". Als Reaktion auf einen Artikel vom 5. September schrieb er: "Bis heute hat mir weder ein Staatsanwalt noch ein Richter und schon gar nicht das nationale kanonische Strafgericht oder das Dikasterium für Bischöfe irgendetwas vorgeworfen." Die Autorin des "Les Dernières Nouvelles d'Alsace"-Artikels hatte berichtet, Reithinger habe nach einer Zeit der Inaktivität seinen Dienst als Präsident des Caritas-Verbandes Elsass und als Priester wieder aufgenommen. Außerdem habe er eine Unternehmensberatungsgesellschaft gegründet und sei als "Ausbilder für ökologischen Wandel" tätig.

Reithinger soll Missbrauchsvorwürfen nicht nachgegangen sein

In seiner Gegendarstellung schrieb Reithinger: Weil ihm kein Gericht irgendetwas vorgeworfen habe, unterliege er auch "keinen
Einschränkungen oder Vorsichtsmaßnahmen, die mich daran hindern würden, mein Amt auszuüben und insbesondere täglich und öffentlich die Messe zu feiern". Seine gewerblichen Tätigkeiten stünden außerdem nicht im Widerspruch zum Priesteramt - sein Fortbildungsinstitut sei dem Erzbischof und dem Apostolischen Nuntius bekannt.

Gilles Reithinger war im Februar mit 51 Jahren als Weihbischof des Erzbistums Straßburg zurückgetreten. Das Erzbistum Straßburg sprach von gesundheitlichen Gründen. Reithinger sah sich mit Vertuschungsvorwürfen konfrontiert: Er ist seit 2016 Oberer der
französischen Missionsgemeinschaft "Missions Etrangeres de Paris". Seinem Vorgänger in diesem Amt, Georges Colomb (70), werden sexuelle Übergriffe im Jahr 2013 vorgeworfen. Reithinger soll diesen Anschuldigungen nicht nachgegangen sein.

Beschuldigter Generalvikar zurückgetreten

Die Zeitung hatte am 5. September außerdem über Hubert Schmitt berichtet, dem der damalige Erzbischof Luc Ravel noch vor seinem eigenen Rücktritt das Amt des Generalvikars entzogen hatte. Seit Anfang September war er unter dem neuen Erzbischof Pascal Delannoy erneut als Generalvikar tätig. Laut Zeitungsbericht war Schmitt wegen sexuellen Missbrauchs eines 13-jährigen Messdieners im Sommer 1993 angeklagt worden.

Wegen Verjährung waren die Ermittlungen eingestellt worden. So galt er im Erzbistum als rehabilitiert. In der Erzdiözese stieß die erneute Ernennung auf Protest. Nach neun Tagen im Amt des Generalvikars ist Schmitt am 10. September zurückgetreten, wie er im Internetportal der Erzdiözese Straßburg erklärte.

Bistum Straßburg in der Geschichte

Das katholische Bistum Straßburg, seit 343 erwähnt, gehörte seit der Karolingerzeit bis 1801 zur Kirchenprovinz Mainz. Mit 142 Metern ist die Bischofskirche, das Straßburger Münster, das höchste im Mittelalter vollendete Bauwerk und war seinerzeit eine Art Weltwunder.

Kathedrale Notre-Dame in Straßburg / © Valou_c (shutterstock)
Kathedrale Notre-Dame in Straßburg / © Valou_c ( shutterstock )
Quelle:
KNA