Kirchengemeinde vor Bomben-Entschärfung in Frankfurt

"Man merkt schon eine gewisse Aufregung"

Am Sonntag wird in Frankfurt eine 1,8 Tonnen schwere Bombe entschärft. Deswegen müssen 70.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Betroffen von dieser größten Evakuierungsaktion der Nachkriegszeit ist auch eine Kirchengemeinde.

Vor der Bombenentschärfung in Frankfurt warnt der Kampfmittelräumdienst vor explosionsgefährlichen Stoffen  / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Vor der Bombenentschärfung in Frankfurt warnt der Kampfmittelräumdienst vor explosionsgefährlichen Stoffen / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

domradio.de: Sie haben heute Morgen noch eine Messe in einem Altenheim in dem betroffenen Stadtteil gehalten. Wie ist die Stimmung?

Pater Bernd Günther (Kirchenrektor der katholischen Gemeinde Sankt Ignatius, Frankfurt): Wie es genau ablaufen wird, ist noch offen, die Vorbereitungen laufen aber. An sich haben wir den Eindruck, dass alles gut verlaufen wird. Man merkt schon eine gewisse Aufregung, zum Glück läuft es aber bis jetzt doch einigermaßen ruhig ab.

domradio.de: Frankfurt ist nun eine sehr dicht bebaute Stadt. Macht die Evakuierung den Menschen vor Ort Angst oder Sorge?

Günther: Im Grunde bin ich erstaunt, wie ruhig es ist. Die Menschen haben sofort überlegt, wie sie vorgehen möchten. Familien mit Kindern fahren zum Beispiel zu den Großeltern. Von der Gemeinde aus haben wir begonnen, ältere Gemeindemitglieder, von denen wir nicht genau wissen, was sie vorhaben und wohin sie gehen können, anzurufen und Hilfe anzubieten. In einem Fall konnten wir so zum Beispiel eine Fahrgelegenheit organisieren. Für die Älteren ist die Evakuierung natürlich eine starke Belastung, aber das gilt für Familien mit Kindern genauso. Immerhin ist es ein ganzer Tag, den sie weg müssen.

domradio.de: Was bieten Sie konkret an?

Günther: Wir sind als Ignatius-Gemeinde von der Nachbargemeinde Sankt Antonius eingeladen worden, unsere Messe gemeinsam zu feiern. Die Nachbargemeinde öffnet am Sonntag schon früh ihr Pfarrhaus: So können die Gottesdienstbesucher, die ja schon um acht aus ihren Häusern müssen, bis zum Gottesdienst um zehn dort unterkommen. Im Pfarrhaus können sie auch nach dem Gottesdienst noch bleiben und einen Kaffee trinken.

domradio.de: Logistisch wird die Evakuierung ein Riesenaufwand; man denke nur daran, dass zwei Krankenhäuser mit Intensivstationen und zum Beispiel auch einer Frühchen-Station geräumt werden müssen. Arbeiten Sie mit der Stadt zusammen?

Günther: An den großen Evakuierungen der Krankenhäuser sind wir nicht beteiligt. Die laufen über die Stadt. Wir haben uns darauf konzentriert, dass wir unsere eigenen Fragen klären und haben noch mal bei denen nachgefragt, von denen wir wissen, dass sie eher alleine zu Hause sitzen und nicht mehr ganz mobil sind.

Das Interview führte Christoph Paul Hartmann.


Quelle:
DR

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