Kirchengemeinde verteilt Blasiussegen zum Mitnehmen

"Diesen besonderen Moment in der Familie erleben"

In der Kirchengemeinde Marktheidenfeld in Bayern gibt es den Blasiussegen zum Mitnehmen, to go. Der heilige Blasius wird unter anderem bei Halskrankheiten um Hilfe gebeten. Er hat am 3. Februar seinen Gedenktag.

Figur des Heiligen Blasius / © DeymosHR (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Die Aktion Blasiussegen to go gibt es jetzt schon seit zwei Jahren in der Gemeinde Marktheidenfeld im Bistum Würzburg, unter anderem in den Kirchen Sankt Jakobus in Hafenlohr und in Sankt Laurentius in Marktheidenfeld. Wie kann man sich diesen Segen zum Mitnehmen genau vorstellen?

Isabel Oestreicher (Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Marktheidenfeld): In den Kirchen liegen mehrere lange Kerzen aus. Die benutzen wir hier sonst auch als Opferkerzen, die haben wir in großer Stückzahl vorhanden. Man darf sich zwei solcher lange Kerzen mitnehmen und dazu gibt es noch eine Segensanleitung, in der alles beschrieben steht. Dort ist die Legende vom heiligen Blasius auch nochmal abgedruckt und eine Anleitung, wie man diesen Segen in der Familie erleben kann.

Priester hält zwei gekreuzte Kerzen für den Blasiussegen / © Lars Berg (KNA)
Priester hält zwei gekreuzte Kerzen für den Blasiussegen / © Lars Berg ( KNA )

DOMRADIO.DE: Aber das sind nicht miteinander verschlungene Kerzen, sondern zwei normale?

Oestreicher: Das sind zwei dünne, lange Kerzen, die aber kleiner sind als die großen Blasius-Kerzen.

DOMRADIO.DE: Dieses to go-Markenzeichen haben wir in der Corona- Pandemie besonders viel erlebt. Wie kamen Sie auf die Idee? Der Blasiussegen to go klingt ein wenig nach einem Pandemie-Relikt.

Oestreicher: Ist es auch. Es ist vor zwei Jahren entstanden, da waren viele auf der Suche nach kreativen Lösungen. Versammlungen, wie wir alle wissen, waren verboten. Da entstand relativ spontan die Idee, den Blasiussegen zum Mitnehmen auszulegen.

Isabel Oestreicher (Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Marktheidenfeld)

"Das ist wirklich eine Corona-Idee, die sehr gut ankam und die die Corona-Zeit auch aus verschiedenen Gründen überdauert hat."

Wir haben dieses kleine Faltblatt geschrieben, mit der Legende sowie dem Segen drauf und die Kerzen ausgelegt. Das ist wirklich eine Corona-Idee, die sehr gut ankam und die die Corona-Zeit auch aus verschiedenen Gründen überdauert hat.

DOMRADIO.DE: Genau, Corona ist, so könnte man sagen, doch jetzt vorbei. Zumindest kann man seit Februar im öffentlichen Fernverkehr auch wieder ohne Maske fahren. Aber trotzdem wollen Sie das noch beibehalten?

Oestreicher: Ja, also das Neue und das Besondere daran ist, dass man das in der Familie zu Hause, wenn man so will, als kleine Hauskirche erleben kann. Da haben uns viele, gerade auch Mütter eine sehr positive Rückmeldung gegeben.

Die Woche hatten wir auch Elternabende mit Kommunionfamilien und die Eltern haben erzählt, zwar in anderem Zusammenhang, aber auch passend, wie wertvoll es ist, wenn Eltern ihre Kinder segnen. Das war in dem Falle auf das Weihwasser bezogen zur Tauferinnerung.

Isabel Oestreicher (Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Marktheidenfeld)

"Diesen besonderen Moment in der Familie zu erleben, das ist mit dem Blasius zum Mitnehmen gegeben."

Der Blasiussegen ist eben auch ein Segen und diesen besonderen Moment in der Familie zu erleben, das ist mit dem Blasius zum Mitnehmen gegeben. Es ist nicht nur für Familien gedacht. Man kann den Segen auch Leuten bringen, die nicht so mobil sind, in Seniorenheimen oder kranken Menschen zuhause. Das ist auch ein Vorteil. Denn jeder darf segnen.

DOMRADIO.DE: Jeder darf segnen und man kann, soll und darf die Kerzen auch weitergeben. In dem kleinen Ort Hafenlohr ist der Blasius generell von großer Bedeutung. Inwiefern?

Oestreicher: Ja, dort steht im Altarraum eine große Heiligenfigur und das hat einen lustigen Hintergrund. Die kam auf wundersame Weise in die Kirche. Dazu gibt es eine Legende. Die Figur stammt aus einem ehemaligen Kloster, das es heute nicht mehr gibt, gegenüber auf der anderen Mainseite, wir liegen am Main.

Als das Kloster aufgelöst wurde, da wollten die Hafenlöhrer zum Kloster und die Heiligenfiguren holen. Sie haben es erst mit einem Floß versucht, aber das ganze Dorf sollte mithelfen und da ist das Floß gesunken. Also haben sie gewartet, bis der Main im Winter zugefroren war.

Sie sind dann über den zugefrorenen Main zum verlassenen Kloster und haben die Blasius-Figur geholt. Sie haben sich dann erst gestritten, wer die Ehre hat die Figur tragen zu dürfen und dann haben sie die Leute vom Nachbarort über den Berg gesehen, die Karbacher. Sie haben versucht den Diebstahl zu verhindern.

Isabel Oestreicher (Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Marktheidenfeld)

"Er ist auf wundersame Weise selbst über den zugefrorenen Main geschlittert und hat sich seinen Platz in der Kirche ausgesucht."

Mit Beilen waren sie ausgerüstet und dann haben die Hafenlöhrer gerufen: Oh, heiliger Blasius, steh uns bei! Der heilige Blasius muss gespürt haben, dass er den Hafenlöhrern wichtig ist. Denn er ist auf wundersame Weise selbst über den zugefrorenen Main geschlittert und hat sich seinen Platz in der Kirche ausgesucht.

DOMRADIO.DE: Wie gut, dass der Main damals noch zugefroren ist. Sie haben eine ganz besondere Beziehung zum heiligen Blasius, merkt man. Haben Sie einen Tipp für uns, was uns an diesem Fest noch mal neu begeistern kann? Wie wir die alte Tradition in unser heute übersetzen können?

Oestreicher: Der Blasiussegen hat, so finde ich, nichts an Aktualität verloren. Es ist aktueller denn je, die Gesundheit unter den Segen Gottes zu stellen. Der Blasiussegen ist nicht mit Magie oder mit einem Schutzzauber zu verwechseln, sondern es wird um den Segen für die Gesundheit gebeten. Segnen bedeutet übersetzt etwas Gutes sagen. Gott sagt mir etwas Gutes zu, Gott ist besonders in Momenten von Krankheit und Leiden bei uns. Diese Zusage dürfen alle Gläubigen heute erfahren und gesegnet sein von Gott.

Das Interview führte Tobias Fricke. 

Blasiussegen

Der Blasiussegen soll insbesondere vor Halskrankheiten schützen. Benannt ist er nach Bischof Blasius aus dem armenischen Sebaste, der um das Jahr 316 unter dem römischen Kaiser Licinius nach grausamer Folter starb. Historisch gesicherte Erkenntnisse gibt es darüber hinaus nicht, aber es existieren eine Reihe von Legenden.

Medientyp: Bild Priester spendet Blasiussegen / © Harald Oppitz (KNA)
Medientyp: Bild Priester spendet Blasiussegen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR