Kirchenführer warnen vor Neo-Kolonialismus in Afrika

Faire Partnerschaft zwischen Europa und Afrika

Europa sucht strategische Partnerschaften mit afrikanischen Staaten. Dabei geht es mehr um Eigeninteressen bei Rohstoffen, Energie und Migration, weniger um gleichberechtigte Entwicklung, fürchten Bischöfe Afrikas und Europas.

Symbolbild Abbau von Rohstoffen in Afrika / © Sunshine Seeds (shutterstock)
Symbolbild Abbau von Rohstoffen in Afrika / © Sunshine Seeds ( shutterstock )

Im Vorfeld eines Gipfeltreffens zwischen EU und Afrikanischer Union (AU) haben katholische Bischöfe und Entwicklungsorganisationen eine faire Partnerschaft beider Regionen sowie Schuldenerlasse gefordert. In dem Zusammenhang kritisierten sie auch aktuelle EU-Kooperationsprogramme. 

Diese seien zu sehr an strategischen Interessen Europas wie Sicherung von Rohstoffen, Energieimporten und Migrationskontrolle ausgerichtet, hieß es in einer am Montag in Brüssel veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme der EU-Bischofskommission COMECE, der afrikanischen Bischofsversammlung SECAM, mehrerer Caritas-Organisationen und des Entwicklungsverbands CIDSE.

Zwei junge Männer, darunter einer aus Angola, beten den Kreuzweg während des Weltjugendtags / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Zwei junge Männer, darunter einer aus Angola, beten den Kreuzweg während des Weltjugendtags / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Am 24. und 25. November treffen sich in Angolas Hauptstadt Luanda Staats- und Regierungschefs der 27 EU- und 55 AU-Staaten, um über politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu beraten. Zu den größten Vorhaben der EU auf diesem Gebiet zählt der Global Gateway, eine Antwort auf die chinesische Belt-and-Road-Initiative zur Erschließung neuer Rohstoff- und Absatzmärkte.

Alte koloniale Muster

Auch mehrere Projekte der EU folgten dem alten "extraktiven Muster", so die Kirchenführer. Es bestehe die Sorge, "dass sich die EU zunehmend auf ihre geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen konzentriert, auf Kosten von Gerechtigkeit und Solidarität mit den Menschen in Afrika, ihren Bedürfnissen und ihren Bestrebungen." Ziel einer echten Partnerschaft müsse die Beseitigung bestehender Ungleichgewichte sein.

Laut den Kirchenführern sind derzeit über 40 afrikanische Länder von der schlimmsten Schuldenkrise der Geschichte betroffen. Viele Regierungen gäben mehr als 20 Prozent oder sogar 30 Prozent der Staatseinnahmen für den Schuldendienst im Ausland aus. Damit stünden sie vor der Wahl zwischen hohen Zinszahlungen oder Investitionen in Bildung, Gesundheit und Klimaschutz.

Auch würden afrikanische Länder so zum Export natürlicher Ressourcen genötigt, anstatt ihre Wirtschaft an inländischem Konsum, demokratischer Mitbestimmung und Umweltschutz auszurichten.

Die EU-Bischofskommission COMECE

Etwa die Hälfte der Bewohner in der Europäischen Union sind nach Vatikan-Angaben Katholiken. Um den Dialog mit EU-Institutionen zu pflegen und Anliegen der katholischen Kirche zu Gehör zu bringen, unterhalten die Bischofskonferenzen der 27 Mitgliedstaaten eine eigene Kommission, die COMECE. Die Abkürzung steht für das lateinische "Commissio Episcopatum Communitatis Europensis".

Eingangsschild am Sitz der COMECE in Brüssel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eingangsschild am Sitz der COMECE in Brüssel / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA