Kircheneinheit laut skandinavischem Bischof nicht in Sicht

"Es wird noch sehr lange dauern"

Eine Einheit zwischen katholischer Kirche und evangelischen Kirchen ist nach Aussage des Vorsitzenden der Nordischen Bischofskonferenz, Czeslaw Kozon, aktuell nicht in Sicht. Auch bei Lutheranern registriere er eine wachsende Skepsis.

Weiter Weg zur Kircheneinheit / © Jan Woitas (dpa)
Weiter Weg zur Kircheneinheit / © Jan Woitas ( dpa )

"Ich glaube, es wird noch sehr lange dauern, bis es zu einer Wiedervereinigung kommt", sagte Kozon am Rande der Frühjahrsvollversammlung der Nordischen Bischofskonferenz in Hamburg. Die Euphorie der deutschen Bischöfe teile er nicht.

Skepsis bei Lutheranern

Insbesondere aufseiten der Lutheraner nehme er in Skandinavien im Moment eine große Skepsis wahr. Viele Protestanten in den skandinavischen Ländern hätten hohe Erwartungen an den Papstbesuch im vergangenen Jahr zum Auftakt des Reformationsgedenkens im schwedischen Lund geknüpft, die jedoch nicht erfüllt worden seien. So könne die katholische Kirche beispielsweise ein baldiges gemeinsames Abendmahl nicht in Aussicht stellen. "Bis dahin muss noch einiges geklärt werden", so der Bischof von Kopenhagen.

"Ich kann gleichzeitig auch verstehen, dass die reformatorischen Kirchen ihr Wesen nicht über Nacht verleugnen", so Kozon. Vorstellbar sei daher für ihn allenfalls eine Einheit nach dem Vorbild einiger anglikanischer Kirchen, die sich der katholischen Kirche angeschlossen hätten, ohne ihre eigene Tradition aufzugeben.

Appell an skandinavische Christen in Flüchtlingsfrage

Angesichts der großen Zahlen von Flüchtlingen fordert der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz die skandinavischen Christen auf, mehr Profil zu zeigen. "Es würde unseren Ländern sehr viel mehr Rückhalt geben, wenn das Christentum lebendiger wäre", sagte Kozon.

Er könne einerseits die Sorgen der Menschen und der Behörden verstehen, die mit der Aufnahme von Flüchtlingen verbunden seien, so der Bischof von Kopenhagen. Andererseits könne eine totale Abschottung nicht die Lösung sein. Die verschärfte Asylpolitik einiger skandinavischer Länder wollte Kozon nicht näher kommentieren. Grundsätzlich gelte: "Jeder, der kommt, muss menschenwürdig behandelt werden."

50-jähriges Bestehen des Ansgar-Werks

Die Nordische Bischofskonferenz, zu der die katholischen Bischöfe von Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Island gehören, trifft sich von Montag bis Freitag in Hamburg zu ihrer Frühjahrsvollversammlung. Nach Angaben der Bischofskonferenz leben in Skandinavien rund 340.000 Katholiken, darunter viele Einwanderer. Die Konferenzsprache der nordischen Bischöfe ist Deutsch. Viele Sitzungen finden im deutschsprachigen Ausland statt.

Anlass gibt dieses Mal das 50-jährige Bestehen des Ansgar-Werks der Diözesen Hamburg und Osnabrück, das die katholische Kirche in Skandinavien finanziell unterstützt. Zum Jubiläum wird am Donnerstag um 18.15 Uhr ein Pontifikalamt im Hamburger Sankt-Marien-Dom gefeiert. Außerdem besuchen die nordischen Bischöfe gemeinsam mit dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße die Märtyrer-Gedenkstätte in Lübeck.


Bischof Czeslaw Kozon / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Czeslaw Kozon / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA