Kirchen verteidigen sich gegen den Vorwurf der "Unsachlichkeit"

Streit über Grüne Gentechnik

Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter wirft den Kirchen unsachliche und übertriebene Kritik am Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft vor. "Manche Argumente, die in den Kirchen gegen die Grüne Gentechnik geäußert werden, sind völlig überzogen", sagte Verbandsgeschäftsführer Ferdinand Schmitz dem epd in Bonn. Der evangelische Agrar-Beauftragte Clemens Dirscherl bekräftigte dagegen, die Risiken seien unwägbar.

 (DR)

"Den Anbau genetisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft lehne ich deshalb ab." Schmitz erklärte, von den bislang eingesetzten gentechnisch veränderten Organismen gehe nach wissenschaftlicher Erkenntnis keine Gesundheitsgefahr aus. In den USA sei diese Technologie in der Landwirtschaft weit verbreitet. Wenn sie gefährlich wäre, "müssten alle Amerikaner an den von Kritikern prognostizierten Folgeerscheinungen erkrankt sein".

Dirscherl entgegnete, es dürfe zwar keine Panikstimmung erzeugt werden. Dennoch bestünden "höchste Zweifel" an der Verträglichkeit gentechnisch veränderter Organismen für Mensch und Umwelt. "Bislang liegen keine Langzeit-Studien vor, die gesundheitliche Risiken ausschließen."

Insbesondere kritisierte Schmitz, dass Pfarrer in ländlichen Gemeinden immer wieder "von der Kanzel herab die Grüne Gentechnik verteufeln". Das habe zum Beispiel in Bayern dazu geführt, dass Kinder von Landwirten, die gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen, in Schulen angeprangert worden seien. Das sei mit dem christlichen Wert der Toleranz nicht vereinbar.

"Für den Kampf gegen den Hunger gibt es keine 08/15-Lösung"
Dirscherl, Agrar-Beauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), räumte ein, Kampagnen gegen einzelne Landwirte seien nicht zu akzeptieren. "Als Kirche dürfen wir niemanden diffamieren." Er distanzierte sich zudem von Umweltaktivisten, die Gen-Felder zerstören. "Wir lehnen die sogenannten Feldbefreiungen ab." Schmitz hatte zuvor an die Kirchen appelliert, solche "dreisten Straftaten" klar zu verurteilen.

Auch in der Frage, ob die Grüne Gentechnik zur Lösung der weltweiten Nahrungsmittelkrise beitragen kann, vertreten der Verbandsrepräsentant und der EKD-Beauftragte unterschiedliche Positionen. Schmitz warf den Kirchen vor, die Chancen der Gentechnik zu ignorieren. Unter anderem könnten Pflanzen gezüchtet werden, die unempfindlicher gegen Trockenheit seien. Dies sei vor allem in Zeiten des Klimawandels wichtig. Dirscherl sprach dagegen von "unerfüllten Versprechen", die Entwicklung besonders trockenresistenter Sorten sei bislang nicht gelungen. "Für den Kampf gegen den Hunger gibt es keine 08/15-Lösung."