Käßmann zur Entwicklung der Kirchenmitgliedszahlen

Kirchen sollen sich nicht zurückziehen

Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat sich im Blick auf sinkende Mitgliederzahlen gegen einen gesellschaftlichen Rückzug der Kirchen gewandt. Sie muntert ferner dazu auf, sich weiter politisches Gehör zu verschaffen.

Margot Käßmann / © Jens Schulze (dpa)
Margot Käßmann / © Jens Schulze ( dpa )

"Gerade heute werden die christlichen Kirchen besonders gebraucht, sei es als politische Stimme, sei es in der Glaubensfrage, damit Kinder auch künftig etwas über die christliche Botschaft erfahren", sagte die frühere Bischöfin am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg. Es sei traurig, wenn Kinder ein Boot mit Tieren nicht mehr als Arche Noah erkennen würden.

Käßmann zeigte sich davon überzeugt, dass die Kirchen in einer von Unsicherheit geprägten Gegenwart Tradition und Beheimatung bieten können - und sich auch als Minderheit gesellschaftspolitisches Gehör verschaffen werden. Käßmann unterstützt vor der Europawahl den Aufruf der Kirchen zur Stimmabgabe.

"Der christliche Glaube überschreitet nationale Grenzen und dafür steht die EU." Sie bezeichnete es als absurd, wenn jene Parteien Wahlkampf machten, die antieuropäisch eingestellt sind. "Ich dachte, der Nationalismus ist überwunden. Aber wenn diese Kräfte im Europaparlament eine Mehrheit bekämen, wäre das für die völkerverbindende Friedensidee Europa ein großer Schaden."

Für Organspende-Widerspruchslösung

Weiter unterstützt die evangelische Theologin Margot Käßmann in der Organspende einen Systemwechsel hin zur Widerspruchslösung.

"Wir sehen seit Jahren, dass die aktuelle Regelung mit einem freiwilligen Organspendeausweis nicht funktioniert", sagte die Ex-EKD-Ratsvorsitzende am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg. "Ich habe zu viele Menschen erlebt, die vergeblich auf eine Niere warteten und deshalb sterben mussten."

Käßmann sagte, viele scheuten sich, über Sterben und Tod nachzudenken. "Ich halte es aber für richtig, jede und jeden freundlich davon zu überzeugen, sich mit dem Thema Organspende zu befassen. Die von Gesundheitsminister Spahn vorgeschlagene Widerspruchslösung ist dazu aus meiner Sicht der richtige Weg." Zugleich sprach sie sich dafür aus, auch über Alternativvorschläge zu beraten. "Die Debatte über diese schwierigen Fragen gehört in den Bundestag."


Quelle:
KNA