Kirchen sind bei Berlinale mit dabei

Anstoß für Perspektivwechsel

Zum Beginn der 64. Berlinale hebt Rainer Maria Kardinal Woelki den "enormen kulturellen Stellenwert" des Kinos hervor. Die Kirchen sind bei den Filmfestspielen auch vertreten. Sie laden zum Ökumenischen Filmempfang ein.

Filmfestspiele in Berlin (dpa)
Filmfestspiele in Berlin / ( dpa )

Filmfestivals habe stets zwei Seiten: Die Welt von Glanz und Glamour auf dem Roten Teppich vor dem Festspielpalast und der nicht selten bittere Ernst der Filmkunst auf der Leinwand. Bei der 64. Berlinale wird dies besonders deutlich. So thematisieren gleich mehrere Filme das Leiden von Kindern in einer globalisierten Welt.

Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki hob den "enormen kulturellen Stellenwert" des Kinos hervor. Dies zeige nicht zuletzt das große gesellschaftliche Interesse an der Berlinale, sagte Woelki in einem vorab veröffentlichten RBB-Hörfunkbeitrag Die Berlinale gilt als das größte Publikumsfestival weltweit.

Kardinal Woelki: Kino lädt zum Perspektivwechsel ein

Der Kardinal verwies auch darauf, dass sich in jüngster Zeit viele Filme mit religiösen Fragen und Themen des Glaubens beschäftigten. Durch die Entfaltung von Fiktion, verdichteten Filme besondere Erfahrungen von Wirklichkeit und sorgten für Perspektivenwechsel, so Woelki.

Zur Eröffnung setzt Festspieldirektor Dieter Kosslick am Donnerstag auf die turbulente Familien- und Gesellschaftskomödie "The Grand Budapest Hotel". US-Regisseur Wes Anderson verspricht erneut ein ebenso opulentes wie skurriles Schauspiel um ein Nobelhotel in den Bergen, mit Ralph Fiennes und Tilda Swinton. Die Festivalleitung erwartet zudem weitere Stars des internationalen Kinos wie Bradley Cooper, Matt Damon, Bill Murray, Catherine Deneuve, Bruno Ganz, Uma Thurman oder Pierce Brosnan.

Das Kommen von George Clooney verkündete der Festivaldirektor höchstpersönlich. Dessen Film "Monuments Men" erhält durch den Fall Gurlitt eine ganz eigene Aktualität. Darin geht es um alliierte Offiziere, die am Ende des Zweiten Weltkriegs Raubkunst der Nazis vor der Vernichtung retten. Von den 23 Filmen im Wettbewerbsprogramm konkurrieren 20 um den Goldenen und die Silbernen Bären. Darunter sind 18 Weltpremieren und drei Spielfilmdebüts.

Ökumenischer Filmempfang

Die Kirchen laden am Sonntag zum alljährlichen Ökumenischen Filmempfang, bei dem der Vorsitzende der Publizistischen Kommission, Bischof Gebhard Fürst von Stuttgart-Rottenburg, und die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, sprechen werden.

Eine Ökumenische Jury ehrt Filmschaffende, die in ihren Filmen ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die es in ihren Filmen schaffen, die Zuschauer für spirituelle, menschliche und soziale Werte zu sensibilisieren. Die internationalen Filmorganisationen der evangelischen und der katholischen Kirchen - Interfilm und Signis - verleihen dabei einen Hauptpreis für einen Film aus dem Wettbewerb sowie je einen mit 2.500 Euro dotierten Preis für einen Film aus der Sektion Panorama und aus dem Programm des Forums.

Bärenvergabe am 15. Februar

Die internationale Jury unter dem Vorsitz des US-Produzenten James Schamus wird am 15. Februar bekanntgeben, wer die begehrten Trophäen erhält. Kurz zuvor verleihen die Nebenjurys ihre Preise; die internationalen Filmorganisationen der evangelischen und der katholischen Kirchen - Interfilm und Signis - einen Hauptpreis für einen Film aus dem Wettbewerb verleihen sowie je einen mit 2.500 Euro dotierten Preis für einen Film aus der Sektion Panorama und aus dem Programm des Forums.

Deutschland ist erstmals seit 1986 mit vier Produktionen vertreten. Das Historiendrama "Die geliebten Schwestern" von Dominik Graf spielt 1788 in Rudolstadt und geht einer Menage à trois zwischen dem Dichter Friedrich Schiller seiner Frau und deren Schwester nach - mit Hannah Herzsprung und Florian Stetter in den Hauptrollen. Eine ganz eigene Geschichte des Erwachsenwerdens bringt Dietrich Brüggemann auf die Leinwand: In "Kreuzweg" spielt Lea van Acken ein tief religiöses 14-jähriges Mädchen, das sein Leben Jesus widmen will und dabei einer konservativ katholischen Gruppe folgt. Dadurch gerät sie in eine immer größere Spannung zu ihrer Umwelt.

Der Regisseur Edward Berger begleitet in "Jack" den titelgebenden Zehnjährigen und seinen jüngeren Bruder Manuel auf der Suche nach ihrer verschollenen Mutter durch Berlin. Ferner wird "Zwischen den Welten" von Feo Aladag Premiere feiern. Die österreichische Regisseurin erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Bundeswehrsoldaten Jesper (Ronald Zehrfeld) und dem afghanischen Dolmetscher Tarik (Mohamad Mohsen) im Krisenland Afghanistan.


Rainer Maria Kardinal Woelki (dpa)
Rainer Maria Kardinal Woelki / ( dpa )
Quelle:
KNA