Kirchen nicht einig bei Bluttests vor Geburt als Kassenleistung

"Wir teilen nicht die erhobene Forderung"

Am Freitag hatte die Evangelische Kirche dafür plädiert, vorgeburtliche Bluttests in der Schwangerenvorsorge in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung aufzunehmen. Die katholische Kirche bleibt bei ihrem klaren Nein.

Blutproben im Labor / © epa Keystone Dominic Favre (dpa)
Blutproben im Labor / © epa Keystone Dominic Favre ( dpa )

Anders als die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bleibt die katholische Kirche bei ihrem Nein zu vorgeburtlichen Bluttests als Kassenleistung. Die Debatte um die nicht-invasive Pränataldiagnostik sei wichtig, betonte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp am Freitag in Bonn auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Die Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD liefert dazu einen Diskussionsbeitrag. Wir teilen jedoch nicht die dort erhobene Forderung, Maßnahmen der nicht-invasiven Pränataldiagnostik in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen."

Ein solcher Schritt begegne "erheblichen ethischen Bedenken mit Blick auf den Schutz des ungeborenen Lebens", so Kopp weiter: "Wir setzen darauf, dass die von über 100 Abgeordneten des Deutschen Bundestages angestoßene Debatte über diese komplexen Fragen eine dringend notwendige gesellschaftliche, sozialethische und politische Klärung voranbringt. Dabei wird es auch wichtig sein, im ökumenischen Gespräch zu bleiben."

Die EKD hatte am Freitag dafür plädiert, vorgeburtliche Bluttests in der Schwangerenvorsorge künftig in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung aufzunehmen. Zugleich sollte aber eine ethische Beratung eingeführt werden. Es sei nicht vermittelbar, dass die Krankenkassen die "risikoreichere" Fruchtwasseruntersuchung bezahlten, nicht aber die "risikoärmeren" vorgeburtlichen Tests, sagte der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland, Martin Dutzmann.

Der Vorsitzende der EKD-Kammer für Öffentliche Verantwortung, der Münchner evangelische Theologe Reiner Anselm, äußerte zugleich die Sorge, dass die beständige Ausweitung der vorgeburtlichen Untersuchungen zu einer Verschiebung des gesellschaftlichen Klimas beitragen könne. Es dürfe nicht dazu kommen, dass die Pränataldiagnostik eine erlaubte oder gar sozial erwünschte Praxis sei, um die Geburt von Kindern etwa mit Down-Syndrom zu verhindern. Generell müsse die öffentliche Diskussion über Nutzen und Gefahren der Pränataldiagnostik intensiver geführt werden.

Dutzmann räumte ein, dass die von der EKD vorgeschlagene Lösung bei der katholischen Kirche auf Bedenken stoße. Dies hänge mit der unterschiedlichen Position in der allgemeinen Schwangerenkonfliktberatung zusammen. "Die Differenzen werden wir aushalten müssen", meinte Dutzmann.


Quelle:
KNA