Kirchen bitten Baerbock um Einsatz für Berg-Karabach

Willkür Aserbaidschans ausgesetzt

Die christlichen Kirchen in Deutschland appellieren an Außenministerin Annalena Baerbock, sich für den Schutz der Menschenrechte in Berg-Karabach und Armenien einzusetzen. Man ersuche die Ministerin, "wirksame Schritte zu ergreifen".

Ethnische Armenier aus Berg-Karabach fliehen mit einem Lastwagen auf der Straße von Berg-Karabach nach Kornidzor / © Vasily Krestyaninov (dpa)
Ethnische Armenier aus Berg-Karabach fliehen mit einem Lastwagen auf der Straße von Berg-Karabach nach Kornidzor / © Vasily Krestyaninov ( dpa )

Damit könne man "die aserbaidschanische Regierung zu einer gerechten und friedlichen Lösung des Konflikts bewegen". "Ohne Einschreiten der internationalen Staatengemeinschaft sind in Berg-Karabach verbliebene ethnische Armenier der Willkür der aserbaidschanischen Regierung und des Militärs ausgesetzt", heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Brief an die Grünen-Politikerin. 

Annalena Baerbock, deutsche Ministerin des Auswärtigen, am 13. Oktober 2023 vor Journalisten bei einem Besuch in Netiwot (Israel). Rechts neben ihr sitzt Joni Ascher, seine Frau, Töchter und weitere Familienmitglieder, deutsche Staatsanhörige, sind vermutlich in den Gazastreifen entführt worden. / © Andrea Krogmann (KNA)
Annalena Baerbock, deutsche Ministerin des Auswärtigen, am 13. Oktober 2023 vor Journalisten bei einem Besuch in Netiwot (Israel). Rechts neben ihr sitzt Joni Ascher, seine Frau, Töchter und weitere Familienmitglieder, deutsche Staatsanhörige, sind vermutlich in den Gazastreifen entführt worden. / © Andrea Krogmann ( KNA )

Unterzeichnet ist der gemeinsame Brief vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Annette Kurschus, und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron.

Die Außenministerin besucht am Freitag die armenische Hauptstadt Jerewan, am Samstag Baku in Aserbaidschan. In beiden Hauptstädten sind Gespräche mit den jeweiligen Außenministern geplant. Ihnen will Baerbock nach eigenen Angaben EU-Investitionen anbieten.

Laut den Kirchen wurden mehr als 200 Armenier getötet 

Die Kirchen verweisen darauf, dass in Folge des Angriffs Aserbaidschans auf das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Kerngebiet Berg-Karabachs am 19. September über 200 Armenier getötet und weit mehr verletzt worden seien. Mehr als 100.000 Menschen seien nach Armenien geflohen.

Zuvor habe eine neunmonatige Sperre der Zufahrtswege nach Berg-Karabach Hunger und medizinische Unterversorgung ausgelöst und zu Toten und einer stark erhöhten Sterberate bei Neugeburten in der Region geführt.

Armenien sei mit Versorgung und Integration der Flüchtlinge überfordert

Nach Darstellung der Kirchen ist Armenien mit der Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge überfordert. Das Land brauche mehr Unterstützung bei der Versorgung und Integration. Zudem beanspruche der aserbaidschanische Staatspräsident Ilham Alijew weitere Gebiete auf dem Territorium der Republik Armenien. Die christlichen Kirchen appellieren deshalb an Baerbock, sich für eine "qualifizierte und machtvolle Friedensmission der UN oder der EU einzusetzen".

Zudem solle die Bundesregierung dafür sorgen, dass die EU «ihre Beziehungen zu Aserbaidschan überprüft - auch ihre Handels- und Energiebeziehungen. Menschenrechtsfragen müssen die oberste Priorität haben." Zudem betonen die Kirchen, es bestehe die Gefahr, dass das zum Teil über 1.000 Jahre alte christliche armenische Kulturgut in Berg-Karabach zerstört werde. 

Kirchen in Armenien

Mit mehr als 1.700 Jahren Tradition als Staatsreligion ist Armenien die erste christliche Nation in der Geschichte. Im Jahr 301 ließ der armenische König Trdat III. sich und seine Untertanen taufen. Die armenische Kirche zählt wie die Kopten und Äthiopier, die syrische Kirche und die indischen Thomas-Christen zu den sogenannten altorientalischen Kirchen. Diese sind sowohl von Rom als auch von den orthodoxen Kirchen getrennt, weil sie die Lehre des Konzils von Chalcedon (451) von den zwei Naturen Christi nicht akzeptierten.

Kloster Noravankh in Armenien / © Alexander Brüggemann (KNA)
Kloster Noravankh in Armenien / © Alexander Brüggemann ( KNA )
Quelle:
KNA