Schwabe befürchtet Ende armenisch-christlicher Kultur

Kriegsverbrechen in Bergkarabach

Der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe, blickt besorgt auf Bergkarabach. Er befürchtet, "dass Aserbaidschan versucht, alle Zeugnisse armenisch-christlicher Religion zu zerstören".

Autor/in:
Mey Dudin
Armenier aus Berg-Karabach sitzen in einem Lastwagen auf dem Weg nach Goris in der Region Syunik / © Gayane Yenokyan (dpa)
Armenier aus Berg-Karabach sitzen in einem Lastwagen auf dem Weg nach Goris in der Region Syunik / © Gayane Yenokyan ( dpa )

Diese Sorge äußerte der SPD-Politiker im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Schwabe verwies auf Erfahrungen mit religiösen Zeugnissen in der Exklave Nachitschewan, die 2020 von Aserbaidschan erobert und wo Stätten des armenisch-christlichen Lebens zerstört wurden. "Die gezielte Zerstörung von kulturellen und religiösen Stätten ist ein Kriegsverbrechen", betonte der Bundestagsabgeordnete für Recklinghausen, Castrop-Rauxel und Waltrop.

Frank Schwabe, Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit / © Harald Oppitz (KNA)
Frank Schwabe, Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit / © Harald Oppitz ( KNA )

Zehntausende fliehen

Die Region Bergkarabach gehört völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan, wurde aber bis zuletzt mehrheitlich von etwa 120.000 christlichen Armeniern bewohnt. Seit Aserbaidschan die international nicht anerkannte Republik in der Bergregion angegriffen und unter seine Kontrolle gebracht hat, sind Zehntausende Menschen auf der Flucht.

Schwabe rief mit Blick auf die Flüchtenden zum Schutz der Zivilbevölkerung auf und warnte vor Gräueltaten. Die internationale Gemeinschaft müsse die humanitäre Lage im Blick haben und Aserbaidschan zudem unmissverständlich klarmachen, dass ein Angriff auf das Staatsterritorium von Armenien eine rote Linie sei. Wirtschaftliche Interessen an Erdgas aus Aserbaidschan dürften kein Hinderungsgrund für massive Sanktionen sein.

Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan

Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region im Südkaukasus besteht bereits seit über drei Jahrzehnten und führte auch in der Vergangenheit immer wieder zu kämpferischen Auseinandersetzungen. Völkerrechtlich gehört Bergkarabach zu Aserbaidschan. Bewohnt wurde das Gebiet bis Oktober 2020 von rund 150.000-Einwohner*innen. Die Mehrzahl fühlt sich kulturell und politisch Armenien zugehörig. Beide Seiten beanspruchen die Region für sich. Dies führte seit dem 1994 vereinbarten Waffenstillstand immer wieder zu militärisch ausgetragenen Konflikten.

Konflikt in Berg-Karabach (Archiv) (dpa)
Konflikt in Berg-Karabach (Archiv) / ( dpa )
Quelle:
epd