Kirchen am zweiten Weihnachtstag

Für einen Wandel im Lebensstil

An Weihnachten haben die beiden großen Kirchen die Menschen in Deutschland zu einem umweltfreundlicheren Lebensstil aufgerufen. Zugleich mahnten katholische und evangelische Bischöfe zum Fest der Geburt Christi mehr Einsatz für den Zusammenhalt der Gesellschaft an.

Kirchen am zweiten Weihnachtstag / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kirchen am zweiten Weihnachtstag / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, wer die Botschaft von der Menschwerdung Gottes ernst nehme, müsse sich für das Wohl aller Menschen einsetzen und dürfe nicht nur das eigene Ich ins Zentrum stellen. Beispielhaft verwies der Erzbischof von München und Freising auf die "Fridays for Future"-Demonstrationen, an denen sich vor allem junge Menschen beteiligen.

Ähnlich äußerte sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Weihnachten setze "moralische Leitplanken" gegen jede Form von Egoismus, betonte der bayerische Landesbischof.

Mehrere katholische und evangelische Bischöfe prangerten eine Verschwendung von Rohstoffen und eine Ausbeutung der Natur an, darunter der Freiburger Erzbischof Stephan Burger und die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte, notwendig seien nachhaltiges Wirtschaften und ein bescheidenerer Lebensstil. Ähnlich äußerten sich die Bischöfe von Limburg und Trier, Georg Bätzing und Stephan Ackermann.

Bischöfe erinnern an Flüchtlinge

An rund 4.000 in Griechenland festsitzende Flüchtlingskinder erinnerte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Christen dürften angesichts solchen Leids nicht die Hände in den Schoß legen. "Nur zu sagen, weil andere nichts tun, tun wir auch nichts, ist nicht bethlehemkonform."

Auch der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt ging auf die Lage der Kinder auf der Insel Lesbos ein, die zu Weihnachten eine neue Debatte über die Aufnahme von Flüchtlingen angestoßen hatte. Die Krippe Jesu im Stall von Bethlehem lehre, Not und Armut zu sehen "und nicht daran vorbei oder darüber hinweg zu schauen".

Mehrere Bischöfe in Ost und West äußerten Sorge um das soziale Klima in Deutschland und der Welt. Nach Worten des Aachener Bischofs Helmut Dieser tragen auch Politiker zu einem zunehmend rauen Umgangston in der öffentlichen Debatte bei. "Präsidenten und Regierungschefs lügen und kommen mit immer dreisteren Behauptungen durch und werden deshalb gewählt - eben weil sie draufhauen."

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber verurteilte die Verbreitung von Hass und Häme. Dies könne zu schrecklichen Taten führen, wie dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) im Juni. Die Tat hatte offenbar einen rechtsextremen Hintergrund.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr wandte sich gegen Fremdenhass und Antisemitismus. Dagegen gelte es, beherzt vorzugehen. "Trauen wir uns aufzustehen. Haben wir den Mut zu handeln."

Der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer erinnerte an den Terroranschlag von Halle: "Das mörderische Denken und Handeln des rechtsextremistischen Attentäters ist eingebettet in eine Verrohung unseres Miteinanders."

Blick auf Digitales und "soziale Medien"

Auf die Sozialen Medien blickte der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst. Der Medienbischof der Bischofskonferenz regte an, den Hassbotschaften die Botschaft der Geburt Jesu entgegenzustellen: "Von Liebe lebt unsere Gesellschaft, an Hass, an Lüge, Aggression und Gewalt stirbt das Zusammenleben."

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki warnte vor Gefahren der Digitalisierung. "Weihnachten erinnert daran, dass - neben all dem Guten, das mit der Digitalisierung verbunden ist - nichts die wirkliche, menschliche Nähe ersetzen kann."

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch richtete sich an die Teilnehmer des Synodalen Wegs, der über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten soll. Es gelte, "die anderen mit ihren vielleicht ganz anderen Überzeugungen nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als Bereicherung, die uns hilft, unseren notwendigen gemeinsamen Weg vor Gott und mit Gott zu entdecken". Die erste Synodalversammlung findet vom 30. Januar bis 1. Februar in Frankfurt statt.


Quelle:
KNA