Kirche und Politik würdigen "Flüchtlingsbischof" Trelle

Für ein menschenfreundliches Asylsystem

Vertreter aus Kirchen und Politik haben Bischof Norbert Trelle, anlässlich seines 70. Geburtstags gewürdigt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bezeichnete Trelle beim Festakt in Hildesheim als "geistlichen Architekt, der den Bauplan der Liebe Gottes in den Aufbau der menschlichen Gesellschaft integriert". Der Hildesheimer Bischof war am Mittwoch 70 Jahre alt geworden.

 (DR)

Zollitsch dankte seinem Mitbruder vor allem für sein Wirken als Vorsitzender der Migrationskommission der Bischofskonferenz. Trelle setze sich mit Leidenschaft für Migranten, Flüchtlinge und hier gerade für Menschen ohne Aufenthaltstatus ein. "Nicht zuletzt durch die öffentlich vernehmbare Stimme des Jubilars setzt sich die Kirche auch anwaltschaftlich gegenüber Politik und Verwaltung für ein menschenfreundliches Asylsystem ein", betonte der Erzbischof.



Für ein menschenfreundliches Asylsystem

Weiter verwies er auf "das eher stille, aber umso wichtigere Amt des Vorsitzenden des Verbandsausschusses im Verband der Diözesen Deutschlands", das Trelle seit 2008 innehat. "In Zeiten zurückgehender Einnahmen nicht immer ein Dienst, mit dem man Freunde gewinnt", so der Freiburger Erzbischof.



Der evangelisch-lutherische Landesbischof von Hannover, Ralf Meister, hob Trelles Engagement für die Ökumene hervor. "Wir leben in einer konfessionellen Vielfalt und Differenz, aber wie leben auch in einer großen geistlichen Nähe. Diese Nähe ist eine wichtige Signatur in der Überwindung von Differenz", sagte der Ratsvorsitzende der Konföderation der evangelischen Kirchen in Niedersachsen. Diese Nähe sei etwa durch Trelles Mitwirken bei Meisters Einführungsgottesdienst sowie dem ökumenischen Gottesdienst beim Tag der Niedersachsen in Duderstadt entstanden.



Gegen Praxis nächtlicher Abschiebungen

Ausdrücklich schloss sich Meister der Kritik seines katholischen Amtsbruders an der Praxis nächtlicher Abschiebungen an. "Ich möchte nicht in einem Land leben in dem mit Polizeigewalt in nächtlicher Stunde Menschen aus ihren Wohnungen und Häusern gerissen werden, um in ein für sie dann zumeist fremdes Land gebracht zu werden", griff Meister eine Äußerung Trelles auf. Trelle spreche hier für die ganze Kirche, so der evangelische Bischof.



Namens der niedersächsischen Landesregierung lobte Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) Bischof Trelles Fähigkeit, Herausforderungen und Konflikte "mit menschlicher Nähe und Bodenständigkeit und mit der Ihnen eigenen Stärke des Zuhörens und des Suchens nach dem Ausgleich" zu lösen. Dies gelte gerade bei Strukturveränderungen im Bistum Hildesheim wie etwa die Zusammenlegung von Gemeinden oder die Profanierung von Kirchen.



In Flüchtlings- und Migrationsfragen forderte Trelle "deutlich und vernehmbar" von Politik und Gesellschaft die Pflicht ein, sich für grundlegende, strukturelle Verbesserungen der oft verzweifelten Lage von Menschen ohne Aufenthaltsstatus einzusetzen, so der Minister. "Wir, die politisch Verantwortlichen, müssen zu den von Ihnen erhobenen Forderungen Stellung beziehen, und ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsame Lösungen finden werden", sagte Althusmann.