Kirche und Organisationen fordern Ende der Gewalt im Gazastreifen

"Zum Wohl von Israelis und Palästinensern"

Vertreter von Kirchen, Hilfswerken und Verbänden haben erneut ein sofortiges Ende des Gaza-Kriegs gefordert. Die Hamas könne diesen noch heute beenden, sagte Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

Chan Junis: Vertriebene Palästinenser verlassen mit ihren Habseligkeiten den östlichen Teil von Chan Junis / © Abed Rahim Khatib (dpa)
Chan Junis: Vertriebene Palästinenser verlassen mit ihren Habseligkeiten den östlichen Teil von Chan Junis / © Abed Rahim Khatib ( dpa )

"Sie muss alle Geiseln an Israel übergeben und kapitulieren." Dann würde Israel seine Militäroffensive einstellen, betonte Volker Beck.

"Eine politische Lösung muss zum Wohl von Israelis und Palästinensern zum Ergebnis haben, dass die Herrschaft der Hamas in Gaza endet." Eine kampffähige Hamas würde hingegen die Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger Israels gefährden. Einen Exportstopp für deutsche Waffen nach Israel nannte er "unverantwortlich".

Debatte um Waffenexporte nach Israel

Diesen hatten zuvor verschiedene Politiker gefordert. So schrieb die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori auf der Plattform X: "Waffenexporte nach Israel müssen ausgesetzt werden, denn Deutschland darf sich nicht an Kriegsverbrechen der israelischen Regierung beteiligen."

Auch die evangelische Kirche hat am Montag die palästinensische Hamas und Israel zu einem sofortigen Ende der Gewalt im Gazastreifen aufgerufen. Die Hamas solle die von ihr noch festgehaltenen Geiseln freilassen, forderte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs. Zugleich müssten der Beschuss und die Vertreibung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen enden.

Zerstörung im Flüchtlingscamp Nuseirat im zentralen Abschnitt des Gazastreifens / © Ismael Abu Dayyah/AP (dpa)
Zerstörung im Flüchtlingscamp Nuseirat im zentralen Abschnitt des Gazastreifens / © Ismael Abu Dayyah/AP ( dpa )

Mit Blick auf die Lage der Zivilbevölkerung sprach die Präsidentin der evangelischen Diakonie Katastrophenhilfe, Dagmar Pruin, von einer humanitären Katastrophe, die inzwischen ein unvorstellbares Ausmaß erreicht habe. "Nach einer monatelangen Blockade durch die israelische Regierung erreichen erneut viel zu wenige Hilfsgüter den Gazastreifen." Der Hunger sei allgegenwärtig.

"Die Kriegsparteien verstoßen wiederholt gegen das humanitäre Völkerrecht - etwa durch den Beschuss ziviler Infrastruktur wie Krankenhäuser, Angriffe auf humanitäre Helfer oder die andauernde Geiselnahme. Das Schicksal der Zivilbevölkerung und der Geiseln in diesem Krieg erfüllt uns mit tiefer Sorge", so Pruin.

"Alles muss rationiert werden"

Der Organisation Kirche in Not sagte der Pfarrer von Gaza, Pater Gabriel Romanelli: "Wir müssen alles, was wir haben, rationieren. Nur dadurch können wir die Flüchtlinge auf dem Grundstück und die Menschen außerhalb unterstützen." Die Situation sei sehr schlecht. Als Grund dafür gelten die ausgebliebenen Hilfslieferungen nach Gaza.

Humanitäre Hilfsgüter des Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen am Grenzübergang Kerem Schalom zum Gazastreifen / © Christoph Soeder (dpa)
Humanitäre Hilfsgüter des Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen am Grenzübergang Kerem Schalom zum Gazastreifen / © Christoph Soeder ( dpa )

Israel blockierte knapp drei Monate lang und erlaubte erst am 22. Mai rund 90 Lastwagen die Zufahrt. Zahlreiche Hilfsorganisationen hatten die Vorgehensweise in der vergangenen Woche scharf kritisiert. Auch würden die Mengen der Hilfsgüter nicht ausreichen.

Am Wochenende teilte Israels Armee auf der Plattform X mit: "Wir werden weiterhin humanitäre Hilfe leisten und gleichzeitig alle Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass die Hilfe nicht in die Hände der Hamas gelangt." Eigenen Angaben zufolge sei seit Kriegsbeginn die Einfuhr von über 1,7 Millionen Tonnen humanitärer Hilfe nach Gaza ermöglicht worden. "Unser Krieg richtet sich gegen die Hamas, nicht gegen die Bevölkerung von Gaza", schrieb die Armee.

Der Vatikan und Palästina

Im November 2012 erhielt die PLO-Vertretung bei den Vereinten Nationen den Beobachterstatus als "Staat Palästina". Seither verwendet der Vatikan in offiziellen Dokumenten diese Bezeichnung. Im Dezember 2013 überreichte Issa Kassissieh, orthodoxer Christ aus Jerusalem und zuvor Unterhändler der PLO, sein Akkreditierungsschreiben als erster "Repräsentant des Staates Palästina beim Heiligen Stuhl". Umgekehrt trägt der päpstliche Botschafter in Israel, derzeit Erzbischof Leopoldo Girelli, zugleich den Titel eines "Apostolischen Delegaten in Jerusalem und Palästina".

Vatikan hat Palästina als Staat anerkannt / © Abir Sultan (dpa)
Vatikan hat Palästina als Staat anerkannt / © Abir Sultan ( dpa )
Quelle:
KNA