Gaza-Pfarrer berichtet vom Alltag im Krieg

"Niemand spricht vom Ende des Krieges"

Trotz anhaltender Kämpfe im Gaza-Streifen harren dort immer noch rund 500 Menschen in der einzigen katholischen Pfarrei aus. Die Situation Vorort sei "sehr schlecht", erklärt der Pfarrer von Gaza-Stadt, Pater Gabriel Romanelli.

Zerstörte Gebäude im Gaza-Streifen / © Abed Rahim Khatib (dpa)
Zerstörte Gebäude im Gaza-Streifen / © Abed Rahim Khatib ( dpa )

Das sagte er in einem Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not". "Wir müssen alles, was wir haben, rationieren. Nur dadurch können wir die Flüchtlinge auf dem Grundstück und die Menschen außerhalb unterstützen." 

Gabriel Romanelli, katholischer Pfarrer von Gaza, von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" / © Andrea Krogmann (KNA)
Gabriel Romanelli, katholischer Pfarrer von Gaza, von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" / © Andrea Krogmann ( KNA )

Dennoch habe er es kürzlich geschafft, Wasser an die Menschen zu verteilen. Die Gemeinde versorge nicht nur die Menschen, die sich in den Räumen der Pfarrei aufhalten, sondern auch die Nachbarn, darunter seien auch einige muslimische Familien.                   

90 Lkw mit Hilfsgütern

Israel habe drei Monate lang Hilfslieferungen nach Gaza verweigert, deswegen sei keine Hilfe angekommen, sagt Pater Romanelli. Erst am 22. Mai erlaubte Israel 90 Lkw mit Hilfsgütern die Zufahrt nach Gaza, geschätzt wären täglich jedoch rund 500 Lkw notwendig.

Man versuche in der Pfarrei, das Leben so gut wie möglich zu gestalten, auch wenn man häufig Granaten höre und Geschosse das Pfarreigrundstück erreichten, sagte Pater Romanelli weiter. Für die vielen Kinder in der Pfarrei gebe es weiterhin Schulunterricht. Auch das kirchliche Leben versuche man aufrechtzuerhalten, wie zum Beispiel eine tägliche heilige Messe, Gebetszeiten und wöchentliche Bibelgespräche. 

"Niemand spricht vom Ende des Krieges"

Unter den rund 500 Frauen, Männern und Kindern sei auch eine Gruppe von Menschen mit Behinderung, die von Ordensfrauen der "Missionarinnen der Nächstenliebe" betreut werden. 

Die Menschen versuchten, nur noch zu überleben, so Pater Romanelli. Er stelle fest, dass mentale Krankheiten wie Depressionen zunehmen: "Das Schlimmste ist, dass niemand vom Ende des Krieges spricht", klagt der Pfarrer. "Deshalb beten wir und bitten auch alle, für den Frieden zu beten und daran zu arbeiten."

Seit Beginn des Krieges als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sind bereits mehr als 50 Christen gestorben. Einige wurden getötet, andere starben aufgrund des Mangels an medizinischer Versorgung. Vor dem Krieg lebten rund 1000 Christen im Gazastreifen.

Kirche in Not

KIRCHE IN NOT ist ein pastorales Hilfswerk, das sich rein aus Spenden finanziert. Es hilft vor allem bei der Aus- und Weiterbildung von Seminaristen, Priestern und Ordensleuten, bei Bau und Renovierung von Ausbildungsstätten und Kirchen, beim Übersetzen und Verlegen der Bibel und anderer religiöser Literatur und bei der Ausstrahlung religiöser Rundfunkprogramme.

KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. (KiN)
KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. / ( KiN )
Quelle: