Kirche Südafrikas organisiert Turnier gegen Fremdenfeindlichkeit

Die Friedens-WM

Die deutsche Nationalmannschaft ist nun auch in Südafrika. Dort, wo Fans aus allen Teilen der Welt schon lange die Fußball-WM gemeinsam feiern - zumindest auf Plakaten und im TV. Denn die Wirklichkeit sieht anders aus. Deshalb hat die katholische Kirche den "Peace Cup" ins Leben gerufen.

Autor/in:
Katrin Gänsler
 (DR)

Hobby-Fußballer, die ursprünglich aus 16 verschiedenen Ländern stammen, kicken immer samstags für Fremdenfreundlichkeit und gegen Ausländerhass. Organisator Martin Mande hat alle Hände voll zu tun. Die ersten Vorbereitungsspiele sind bereits gelaufen. Dennoch inspiziert er in Atteridgeville, einem der ärmsten Townships von Pretoria, noch einmal das Stadion, begutachtet Tore und das Fußballfeld. Wobei "Stadion" ein bisschen übertrieben ist, denn eigentlich ist es nicht mehr als ein staubiger Bolzplatz ohne Zuschauertribüne, Umkleidekabinen, Toiletten und Imbissbuden.

Trotzdem ist Martin Mande, der selbst aus dem Kongo stammt und nun in Pretoria für die katholische Jugendbewegung Xaveri Movement arbeitet, stolz auf den Austragungsort. Schließlich hat das Township sonst nichts zu bieten. Die meisten Bewohner sind arm und wissen nicht, wie sie Geld für Lebensmittel, Kleidung und Schulgebühren auftreiben sollen. Die Infrastruktur ist schlecht, und an sonstige Freizeitaktivitäten ist nicht zu denken. "Mit dem Turnier schaffen wir Unterhaltung für die Menschen hier", begründet Mande die Wahl des Veranstaltungsortes. Und auch ohne Werbung ist er sicher, dass die Spiele jede Menge Schaulustige anziehen, die so zumindest einen Hauch von WM-Stimmung erleben.

Kurze Flucht aus dem tristen Alltag
Den Organisatoren geht es aber längst nicht nur um Unterhaltung und eine kurze Flucht aus dem tristen Alltag. Ihr Peace Cup soll auch ein politisches Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen. Denn Ausländerhass ist in der einst so gerne zitierten Regenbogennation immer wieder allgegenwärtig. Trauriger Höhepunkt waren die Ausschreitungen im Mai 2008, bei denen mehr als 60 Menschen ums Leben kamen.

"In Südafrika geht die Angst um, dass es nach der WM wieder ein Blutbad gibt", erlebt Schwester Aine Hughes, die als Caritas-Koordinatorin mit Einwanderern aus afrikanischen Ländern arbeitet. "Die Angst ist allgegenwärtig und lähmt die Menschen." Und die Ordensschwester ist längst nicht allein mit ihren Befürchtungen. Nach Informationen der südafrikanischen Tageszeitung "Mail and Guardian" teilen auch mehrere Minister diese Sorge. Daher wollen sie zur WM ein Komitee etablieren, das sich um Ausländer kümmert, wenn diese bedroht oder angegriffen worden sind.

Hobbykicker aus 16 Nationen machen mit
Bereits seit zwei Jahren läuft ein Friedensprogramm von Caritas und Damietta Peace Initiative, einem interreligiösen Zusammenschluss der Franziskaner. In 64 Kommunen werden Menschen als Friedenshüter ausgebildet. Sie sollen in ihren Gemeinden vorleben, wie unwichtig nationale und ethnische Empfindlichkeiten sind und sie in einer Gemeinschaft unabhängig von Herkunft und Staatsbürgerschaft viel mehr erreichen können. Besonders engagiert in diesem Programm sind Frauen, so erlebt Martin Mande immer wieder.

Mit dem Peace Cup hat er nun ein spezielles Angebot für Männer geschaffen. Bislang hat er Hobbykicker aus 16 Nationen für die Teilnahme begeistern können, die er munter miteinander gemischt hat. Rein simbabwische, südafrikanische oder kongolesische Mannschaften sind tabu. Stattdessen spielt in Atteridgeville ein Mittelfeldspieler aus Portugal einem Stürmer aus Tansania den Ball zu, den dann ein Torwart aus der Türkei oder Burundi halten muss. "Die Spieler müssen so miteinander sprechen und in Kontakt treten", erklärt Mande. Und sie haben ein gemeinsames Ziel: "möglichst viele Tore zu schießen".