Kirche rechnet mit Großer Koalition in NRW

"Neuwahl wäre verhängnisvoll"

Die politische Zukunft NRWs bleibt ungewiss. Ministerpräsident Rüttgers und SPD-Landeschefin Kraft loten zurzeit die Möglichkeiten einer Großen Koalition aus. Dies sei der richtige Weg, eine "stabile Situation" für das Land zu schaffen, glaubt Karl-Heinz Vogt. Gegenüber domradio.de spricht sich der Leiter Katholischen Büros gegen eine Neuwahl aus.

 (DR)

domradio.de: Haben die beiden eine Chance?
Ich glaube, zunächst hatte das Gespräch gestern eine therapeutische Funktion. Das soll man gar nicht so gering ansetzen. Da waren doch Verletzungen auf beiden Seiten. Und dass man das mal offen ausgesprochen hat und wohl auch ausräumen konnte, ist ein erster Erfolg.

domradio.de: Können die beiden zueinander finden?
Wenn ich die Meldungen richtig interpretiere, wird man ab Dienstag weiter sondieren. Man ist ja offensichtlich noch nicht in Koalitionsverhandlungen. Man will abklären, ob die beiden als Koalitionäre überhaupt in Frage kommen. Das scheint mit im Moment noch nicht so ganz klar zu sein. Denn sowohl innerhalb der CDU - höre ich - als auch innerhalb der SPD gibt es durchaus viele Bedenkenträger gegen eine große Koalition.

domradio.de: Wo liegen denn die Schnittmengen?
Gestern hat man über die Kommunalfinanzen gesprochen. Das ist schon ein schwieriges Thema. In der Vergangenheit hatte man das Gefühl, dass die CDU etwas für die Kommunen tun wollte, die SPD aber einen Systemwechsel in der Finanzierung erwartete. Ob man sich da näher gekommen ist, war nicht zu erkennen. Schwieriger wird es vor allen Dingen in der Schulpolitik sein.

domradio.de: Was halten Sie von Neuwahlen?
Das wäre verhängnisvoll. Der Bürger erwartet nach einer Wahl, dass die jetzt Beauftragten sich verständigen. Wenn eine Neuwahl käme, wäre das ein unkalkulierbares Ergebnis. Daran können alle Parteien nicht interessiert sein.

domradio.de: Für welche Lösung sprechen Sie sich aus?
Wie die Dinge im Augenblick stehen, kann ich mir vorstellen, dass eine große Koalition eine Möglichkeit wäre, für die nächsten fünf Jahre eine stabile Situation in NRW zu schaffen.

Das Gespräch führte Ina Rottscheidt.