Kirche in Not zur Situation in Tarsus nach Ende des Paulus-Jahres

Die Kirche bleibt - vorerst

Die bisher nur als Museum genutzte Kirche in der türkischen Stadt Tarsus bleibt auch nach Ende des Paulusjahres für christliche Pilger zum Gebet und zum Gottesdienst geöffnet. Das hat der Apostolische Vikar von Anatolien, Bischof Luigi Padovese, nun gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" bestätigt.

 (DR)

Die türkische Regierung habe die ursprünglich nur für die Dauer des Paulusjahres geltende Sondererlaubnis zur Nutzung der Kirche für christliche Gebetszeiten und Gottesdienste auf unbestimmte Zeit verlängert und die Befugnis zur endgültigen Entscheidung den örtlichen Behörden in Tarsus überlassen, sagte Padovese. Nun liege es an den Verantwortlichen vor Ort, diese vorläufige Erlaubnis zur Nutzung der Kirche als Gotteshaus in eine endgültige Genehmigung umzuwandeln. Der Bischof zeigte sich gegenüber "Kirche in Not" zuversichtlich, dass das bald geschehen könnte und die Kirche von Tarsus sich wieder vom Museum zu einem spirituellen Pilgerzentrum wandeln könne.

Die Stadt Tarsus hatte im Paulusjahr eine Rekordzahl an christlichen Pilgern empfangen. Nach Informationen von Bischof Padovese hätten 416 Pilgergruppen aus 30 Nationen während des Paulusjahres die Geburtsstätte des Völkerapostels besucht. Der Bischof sagte "Kirche in Not" weiter, zum ersten Mal hätten türkische Muslime die Christen in diesem Jahr nicht als Touristen, sondern als betende Pilger erlebt. Das habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Erstmalig sei wirklich sichtbar geworden, dass der heilige Paulus in Tarsus verehrt werde und dass die Christen seinen Geburtsort nicht nur als ein Museum betrachteten, betonte Padovese.

Bischof: Dem Anliegen weiter Nachdruck verleihen
Die ehemalige Kirche von Tarsus war 1943 vom türkischen Staat beschlagnahmt worden und wurde bis zum Paulusjahr zuletzt ausschließlich als Museum genutzt. Durch die neuen Entwicklungen sei vorerst garantiert, dass Christen auch nach Ende des Paulusjahres weiter nach Tarsus pilgern könnten und dort in der Kirche beten und Gottesdienst feiern dürften.

Der Bischof rief die Christen in Europa dazu auf, diesem Anliegen weiterhin durch ihre Stimme Nachdruck zu verleihen. In der Türkei könne oft von außen mehr erreicht werden als von innen, sagte Padovese gegenüber "Kirche in Not". Ein gewisser öffentlicher Druck sei hilfreich, aber nur wenn er aus der Liebe zur Türkei und aus dem echten Wunsch herrühre, dass im Land mehr Religionsfreiheit herrschen solle. In diesem Zusammenhang dankte der Bischof dem deutschen Botschafter Eckart Cuntz und dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner für deren Engagement für eine Kirche in Tarsus.

Problem: Fehlende Möglichkeit zur Priesterausbildung
Die größten Probleme für die Christen in der Türkei sieht Bischof Padovese weiterhin in der fehlenden Möglichkeit zur Priesterausbildung im Land. Er sagte, eine Zukunft der Kirche könne es nur geben, wenn ihr im Zuge einer verbesserten Religionsfreiheit gestattet werde, eigene Priesterseminare zu eröffnen und zu unterhalten. Auf lange Sicht müsse es auch in der Türkei möglich sein, Priester im eigenen Land auszubilden, forderte Padovese abschließend.

Das Paulusjahr war im Jahr 2008 zum Gedenken an den Völkerapostel von Papst Benedikt XVI. ausgerufen worden. Am vergangenen Montag ging es mit einem ökumenischen Gottesdienst in Tarsus zu Ende.