Kirche gründet "Zentrum für ethische Bildung in Streitkräften" ZEBIS

Orientierung für Afghanistan und anderswo

Am Montag wird das "Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften" in Hamburg eröffnet. Vor der Debatte um den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan scheint die Initiative der katholischen Kirche auf der Höhe der Zeit.

Autor/in:
Christoph Strack und Sabine Kleyboldt
 (DR)

Den Impuls für das Zentrum, das am Institut für Theologie und Frieden (ithf) angesiedelt ist, gab die Katholische Militärseelsorge. Geleitet wird es von der Lehrbeauftragten für Sozialethik an der Helmut-Schmidt-Universität, Veronika Bock. Bei der Eröffnung werden unter anderen Militärbischof Walter Mixa, Generalmajor Robert Bergmann und der Militärhistoriker Reiner Pommerin für den Beirat Innere Führung erwartet. Im ZEBIS sollen Militärseelsorger für ihre "Aufgabe, ihren Beitrag zur ethischen Bildung der Soldatinnen und Soldaten im Rahmen des Lebenskundlichen Unterrichts zu leisten, weiter fortgebildet werden", heißt es. Darüber hinaus biete es Bundeswehr-Angehörigen berufs- und friedensethische Qualifikationen. Dies geschehe in enger Abstimmung mit den Einrichtungen der Bundeswehr.

Die ZEBIS-Gründung hat indes eine längere Vorgeschichte. 2006 legte das Verteidigungsministerium das bislang letzte Weißbuch "zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr" vor. Mit freundlichen Vorworten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem damaligen Minister Jung - aber ohne wesentliche Ausführungen zu ethischen Fragen. Erst gegen Ende des gut 160-seitigen Weißbuchs ist die Rede von ethischen Konfliktsituationen. Im Vordergrund standen Ausrüstung und Schlagkraft der Truppe, die wachsenden Anforderungen durch Auslandseinsätze sowie mögliche Einsätze im Inland.

Seitdem bemängelten Theologen und Sozialethiker die Ausrichtung des Buchs. Gerade die Auslandseinsätze machten eigentlich "intensive ethisch-moralische Bildung" notwendig. Dabei hatten die katholischen Bischöfe bereits Ende 2005 die wachsende Bedeutung der "Inneren Führung" bei der Bundeswehr betont und vor deren Infragestellung oder Nivellierung gewarnt. Der Begriff steht für die Führungsphilosophie der Bundeswehr rund um den verantwortlich handelnden Staatsbürger in Uniform. Militärbischof Mixa plädierte sogar dafür zu prüfen, "ob die Grundsätze der Inneren Führung nicht durch die Verankerung in einem Bundesgesetz gestärkt werden könnten" - was bei Jung Widerspruch auslöste.

Der Vorsitzende der deutschen Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden), der Trierer Bischof Stephan Ackermann, bekräftigt die Bedenken und begründet damit das Engagement in dem neuen Ethik-Zentrum. Das Konzept der Inneren Führung gerate "von verschiedenen Seiten her unter bedenklichen Druck". Dem sei aktiv zu begegnen. Militärischen Entscheidungen, die häufig immense und unrevidierbare Folgen hätten, attestiert der Bischof "hohen sittlichen Ernst". Zudem würden solche Entscheidungen häufig in Kampfsituationen unter erheblichem Druck erfolgen. Daher müsse das ethische Bewusstsein immer wieder neu geschärft und eingeübt werden, so Ackermann.

Auch von Seiten der "Truppe" gibt es Unterstützung für das neue Zentrum: Brigadegeneral Reinhard Kloss vom Führungsstab der Bundeswehr begrüßt das ZEBIS als "hochrangige Ausbildungseinrichtung in den Streitkräften", das die kirchliche Seite zur Verfügung stelle. Dies sei ein "nachhaltiger Beitrag zur Verbesserung der ethischen Bildung".