"Mandela-Tag" wird nach Unruhen zu "Nationalem Gebetstag"

Kirche fordert Amnestie

Die Kirche könne "nicht still sein, während das Land blutet". Deshalb soll am Sonntag in Südafrika für Frieden und Normalität gebetet werden. Südafrika verzeichnet die größten Gewaltausbrüche seit Beginn der Demokratie.

Zwei bewaffnete Soldaten stehen nach Ausschreitungen vor zwei Geldautomaten. / © Ali Greeff/AP (dpa)
Zwei bewaffnete Soldaten stehen nach Ausschreitungen vor zwei Geldautomaten. / © Ali Greeff/AP ( dpa )

Die Kirchen in Südafrika haben den Internationalen Nelson-Mandela-Tag am Sonntag zum "nationalen Tag des Gebets" erklärt. Dann werde landesweit für Frieden und eine Rückkehr zur Normalität gebetet, kündigte der nationale Kirchenrat (SACC) nach den tödlichen Unruhen der vergangenen Tage an. "Diese Woche war eine der herausforderndsten in Südafrika seit dem Ende der Apartheid", so der SACC am Samstag. Die Kirchen könnten "nicht still sein, während das Land blutet", hieß es. Am Gebetstag nehmen demnach neben Christen auch Vertreter von Islam und Judentum teil.

Größte Gewaltausbrüche seit Beginn der Demokratie

Bei Protesten und Plünderungen waren in dieser Woche mindestens 212 Menschen in Südafrika gestorben. Beobachter sprechen von "historischer Gewalt" und den schlimmsten Ausschreitungen seit Beginn der Demokratie 1994. Die Anarchie in weiten Teilen der Provinzen Gauteng und KwaZulu-Natal folgte auf die Inhaftierung von Ex-Präsident Jacob Zuma. Dieser war vom Verfassungsgericht wegen Missachtung der Justiz zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt worden. In mehreren Städten steckten Demonstranten Lastwagen, Zuckerrohrfelder und Einkaufszentren in Brand. In Durban und Johannesburg kam es nach Plünderungen zu Lebensmittel- und Benzinengpässen.

Die Kirchenvertreter verurteilten die Gewalt. Am Donnerstag forderten sie die Polizei auf, eine ein- bis zweiwöchige Amnestie für alle auszurufen, die freiwillig geraubtes Gut zurückgeben. Dies diene der Wiederherstellung eines "sozialen Gewissens". Weiter forderte der SACC finanzielle Unterstützung für die Opfer der Massenplünderungen. Dafür solle das Geld aufgewendet werden, das Behörden im Zuge der Korruptionsbekämpfung aus der Zuma-Ära (2009-2018) sicherstellen konnten, hieß es.


Quelle:
KNA
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