Das Burscheider Büdchen bietet besonderen Service

Kiosk als Schnittstelle zu den Ämtern

Manchmal kann der Weg zum Jobcenter eine Hürde darstellen. Mit dem Burscheider Büdchen möchte die Katholische Jugendagentur die Hemmschwelle senken. Es ist die Schnittstelle zu einigen Ämtern, aber auch ein "Begegnungsort".

Verzweifelter Jugendlicher / © Celiafoto (shutterstock)
Verzweifelter Jugendlicher / © Celiafoto ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Erklären Sie mal kurz, was denn das Burscheider Büdchen ist.

Nicole Wittmann (Katholische Jugendagentur): Das ist eigentlich gar nicht so leicht zu beschreiben. Wir sind ein Begegnungsort. Das Burscheider Büdchen ist tatsächlich auch nur ein Raum und wir sind ein bisschen Nachbarschaftstreff, ein bisschen Begegnungsort. Uns ist es ganz wichtig, dass wir für die Bewohner im Ort einfach ein ganz niederschwelliges Angebot bereitstellen, damit die Hürden nicht mehr so groß sind. So können wir den Leuten auch ein Stück weit die Angst nehmen, alleine zu sein.

DOMRADIO.DE: Die Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitsamt und der Katholischen Jugendagentur ist ganz gut. Warum kommen denn die Menschen zum Burscheider Büdchen, wenn sie eigentlich doch zum Jobcenter wollen? Was gibt es denn da?

Wittmann: Das Jobcenter hatte tatsächlich auch während der Lockdowns kaum die Möglichkeit bieten können, dass die Menschen ins Büro gehen. Das ist gerade dann, wenn man Leute hat, die aus einem anderen Herkunftsland kommen, auch sprachlich einfach immer schwierig, wenn man nur telefonieren kann. Die Anliegen sind so vielfältig, wie das Jobcenter arbeitet. Das sind manchmal Weiterbewilligungen von Anträgen, neue Anträge. Es gibt dann aber auch schon mal Fragen nach einem zinslosen Darlehen oder wenn jemand umziehen möchte und eine neue Wohnung braucht.

DOMRADIO.DE: Da kommen die dann zu Ihnen und bekommen dann Rat oder Hilfe? Wie viel Zeit nehmen sich die Leute füreinander?

Wittmann: Die Leute vom Jobcenter sind immer dienstags da und nehmen sich dann schon die Zeit, die eben auch benötigt wird. Häufig ist es auch so, dass wir vom Büdchen selber schon vorher mit den Menschen in Kontakt getreten sind und dann erstmal gemerkt haben, dass da überhaupt Bedarf ist, die vielleicht ans Jobcenter weiterzuleiten. Das machen wir durchaus schon mal, dass wir dann auch mitkommen oder die Leute zum Jobcenter schicken. Dann gibt es in der Regel immer eine kurze Mail für die Mitarbeiter vor Ort, dass die auch schon ein Stück weit wissen, worum es denn geht.

DOMRADIO.DE: Die Leute sind ja quasi in ihrer Komfortzone. Sie kennen die Menschen vor Ort und auch den Ort genau. Ist das eine Erleichterung?

Wittmann: Das baut wirklich Hemmschwellen ab. Ich glaube, dass das Schamgefühl auch ein ganz großes Thema ist. Gerade in der Coronakrise hat man gemerkt, dass Menschen, die immer auf eigenen Beinen gestanden haben, immer selbstständig für ihren Lebensunterhalt gesorgt haben, plötzlich auf Hilfe vom Amt angewiesen waren.

Die haben sich schon geschämt. In dem Moment, wo die diesen Ort aus einem anderen Zusammenhang kennen, weil sie da auch einfach mal einen Kaffee trinken können oder weil sie sich freuen, dass die Enkelkinder zu Besuch gekommen sind oder wie auch immer, fühlen sie sich da auch ein Stück weit gut aufgehoben und auch sicher.

DOMRADIO.DE: Sie haben ja schon angedeutet, dass in der Corona-Zeit einiges geschlossen war, auch das Jobcenter. Da ging der Besuch quasi nur noch übers Telefon. Aber bei Ihnen im Burscheider Büdchen konnte man die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vom Jobcenter trotzdem noch antreffen.

Wittmann: Genau. Und zwar ganz regelkonform unter allen Schutzauflagen. Wir haben ein großes Schiebefenster. Wir liegen im Erdgeschoss. So hatten wir die Möglichkeit, dass man sich mit Abstand unterhalten konnte. Unsere Besucher oder auch die Besucher des Jobcenters standen gut überdacht draußen und wir waren drinnen und konnten so alle Auflagen prima einhalten. Das war für das Jobcenter ein hervorragendes Angebot, was die dann da leisten konnten.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es jetzt aktuell aus? Wie läuft jetzt ein Treffen vor Ort mit dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin vom Jobcenter ab?

Wittmann: Jetzt dürfen sie auch rein, aber wir legen natürlich Wert auf Abstand und es wird auch eine Maske getragen. Das Burscheidder Büdchen ist als Raum tatsächlich gar nicht groß, das passt aber ganz gut. Manchmal geht es ja auch ganz schnell oder da muss nur was abgegeben werden oder die Mitarbeiter vom Jobcenter machen sich eine Kopie von einem Antrag. Dann ist das auch durchaus so, dass die Besucher draußen bleiben. Die kommen aber auch in der Regel zuerst zum Büdchenfenster. Das hat sich schon etabliert, auch für alle anderen Anliegen, die wir haben.

DOMRADIO.DE: Das ist ja ein richtiges Informationsfenster.

Wittmann: Ja, ein Netzwerkpartner. Uns ist es ganz wichtig, ein Netzwerk zu haben und auch immer weiter auszubauen. Das klappt im Burscheider Büdchen wirklich hervorragend, auch weil die Wege sehr kurz sind. Es ist eine Kleinstadt. Wir haben nicht mehr als so um die 19.000 Einwohner und da sind die Wege einfach sehr kurz.

Es ist auch sehr wertschätzend, weil es unterm Strich hinterher eine Win-Win-Situation für alle ist. Vor allem für die Menschen, die Hilfe suchen und zu uns kommen. Wenn dann so eine Vertrauensgrundlage erstmal geschaffen ist, dann kommen auch diese sensibleren Themen erst so richtig raus. Manchmal ist das nur eine Frage nach einer Kopie, die angefertigt wird und die anderen Sachen, die kommen dann im persönlichen Gespräch. Dann ist manchmal das Jobcenter der erste Ansprechpartner oder eine Schuldnerberatung oder das Jugendbüro.

Das Interview führte Florian Helbig.


Quelle:
DR