Wilmer will mit Justitia et Pax auch neue Schwerpunkte setzen

"Keinen billigen Frieden, sondern gerechten Frieden"

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat den Trierer Bischof Stephan Ackermann abgelöst und ist nun neuer Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax. Als neuer Vorsitzender will er sich besonders für Zusammenhalt einsetzen.

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer / © Harald Oppitz (KNA)
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer / © Harald Oppitz ( KNA )

Es könne nicht funktionieren, "dass sich eine Gruppe auf Kosten einer anderen durchsetzt", sagte er am Samstag im Interview des Portals weltkirche.de. So werde die Korruption in afrikanischen Ländern "auch mit unserem Verhalten und unserem Lebensstil in der westlichen Welt aufrechterhalten", kritisierte der Bischof.

Als Beispiel nannte er den Kongo: Dort habe er selbst gesehen, "wie Kolonialismus nicht nur ein Thema der Vergangenheit ist, sondern hochaktuell, sehr perfide und verdeckt". Das koloniale Erbe sei in Deutschland bislang nur wenig im Blick, so Wilmer. "Wir haben bis heute kein Museum und keinen Ort, der diese Geschichte visualisiert und uns in der Bevölkerung vor Augen hält, was da geschehen ist." Die weltkirchliche Verbundenheit könne dabei helfen, über komplexe und schmerzhafte Themen zu sprechen.

Neue inhaltliche Schwerpunkte

Nachholbedarf habe Deutschland zudem beim Umgang mit organisierter Kriminalität, sagte der Bischof: "Länder wie Italien und Albanien sind da viel weiter. Wir wollen schauen, wo es in Deutschland dunkle Machenschaften gibt, denen niemand auf die Füße tritt."

Neben der Vorstandswahl hat die Kommission auf ihrer Herbsttagung auch neue inhaltliche Schwerpunkte besprochen, wie sie mitteilte. Wilmer nannte das Verhältnis zu China als ein Beispiel: Das asiatische Land sei eine Größe, durch die sich "die Konstellation in der Welt verschieben" werde. Dies betreffe auch Themen wie Menschenrechte, Klima oder das Verhältnis von Stadt und Land.

"Unterschiedliche Gruppen an einen Tisch bekommen"

Gesamtgesellschaftlich müsse der Zusammenhang zwischen Religion und Entwicklung stärker aufgezeigt werden, fügte Wilmer hinzu. Wenn viele Experten ein Krisengebiet verließen, blieben die Religionsgemeinschaften in der Regel bei den Menschen. Etwa die Mönche von Tibhirine in Algerien hätten "nachhaltig für einen Ausgleich der Kulturen und der verschiedenen Religionen gesorgt", betonte der Bischof.

Religionsgemeinschaften werde zumeist weniger Eigennützigkeit unterstellt als anderen. "Das spüren die Menschen und das ist ein großes Kapital, unterschiedliche Gruppen an einen Tisch zu bekommen, um Vertrauen herzustellen und keinen billigen Frieden, sondern gerechten Frieden zu schaffen."

Ackermann stand nicht zur Verfügung

Wilmer war zuvor zum neuen Vorsitzenden der Kommission gewählt worden. Sein langjähriger Vorgänger, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, habe aufgrund anderer Verpflichtungen nicht erneut zur Verfügung gestanden, so die Organisation.

Zum Vorstand gehören darüber hinaus die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, der Hauptgeschäftsführer von Misereor, Pirmin Spiegel, der Leiter des Bereichs Weltkirche und Migration im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Ulrich Pöner, die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH), Claudia Lücking-Michel, sowie missio-Präsident Dirk Bingener.


Bischof Stephan Ackermann im Portrait während der Bischofskonferenz / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Stephan Ackermann im Portrait während der Bischofskonferenz / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA