Keine Zustimmung des Vatikan - Piusbrüder halten an Weihen fest

Erstes Signal aus Rom

Die jüngste Priesterweihe der traditionalistischen Piusbruderschaft ist offenbar ohne Zustimmung des Vatikan erfolgt. Wie nun aus Kurienkreisen verlautete, gibt es für die in Frankreich vollzogene und die noch geplanten Weihehandlungen keinerlei Sondererlaubnis. Offiziell will der Vatikan keine Stellungnahme abgeben. Die Bruderschaft selbst sieht die umstrittenen Weihen nicht als Provokation.

 (DR)

Kurienmitarbeiter verwiesen darauf, der Heilige Stuhl habe die traditionalistische Gemeinschaft gebeten, von weiteren Weihen abzusehen. Die Bischöfe der Piusbruderschaft hätten kein Recht, ihre Weihevollmacht auszuüben.

Der Obere der traditionalistischen, vom Vatikan nicht anerkannten Gruppierung, Bischof Bernard Fellay, hatte trotz des ungeklärten kirchenrechtlichen Status der Gemeinschaft am 3. Mai in Frankreich einen jungen Mann zum Priester geweiht. Für den 27. Juni plant die Piusbruderschaft im bayrischen Zaitzkofen gegen den erklärten Willen des zuständigen Ortsbischofs Gerhard Ludwig Müller weitere Weihen. Fellay ist einer der vier Traditionalisten-Bischöfe, deren Exkommunikation Papst Benedikt XVI. unlängst aufgehoben hatte.

Der Pius-Obere war am Freitag zu Gesprächen in der römischen Glaubenskongregation, wie die Bruderschaft erklärte. Der Vatikan äußerte sich weder zum Besuch an sich noch zum Inhalt der Unterredungen. Informell hieß es aus Vatikankreisen, die Initiative sei von Fellay ausgegangen. Es habe sich um eine Art Höflichkeitsbesuch vor dem Hintergrund gehandelt, dass die Verhandlungen mit der von Rom getrennten Bruderschaft künftig stärker bei der Glaubenskongregation angesiedelt sein sollen. Bislang ist das Referat "Ecclesia Dei" zuständig.

"Fortsetzung unserer Tätigkeit"
Die Bruderschaft selbst sieht die umstrittenen Weihen nicht als Provokation, "sondern als Fortsetzung ihrer Tätigkeit für das Heil der Seelen innerhalb der katholischen Kirche", sagte der Sprecher des deutschen Distrikts der Bruderschaft, Andreas Steiner, in Stuttgart. Der Vatikan habe bei der Aufhebung der Exkommunikation "nicht das Einstellen der Weihehandlung gefordert".

Wie die Pius-Brüder zuvor auf ihrer deutschen Homepage mitteilten, handelt es sich bei dem neuen Traditionalisten-Priester um den Schweizer Anselm Genilloud. Die Primiz habe er im deutschen Traditionalisten-Kloster Reichenstein gefeiert. Die Mönche der Gemeinschaft von Notre-Dame de Bellaigue, der Genilloud angehört, bezeichnen sich selbst als Benediktiner. Der örtliche Erzbischof Hippolyte Simon von Clermont war über die Weihe nicht informiert, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Paris sagte.

Das Kloster Bellaigue falle in die Zuständigkeit der Piusbruderschaft und nicht in seine, sagte Simon, der auch Vizepräsident der Französischen Bischofskonferenz ist. Er unterstrich, seit der Aufhebung der Exkommunikation befinde sich die Piusbruderschaft in einem ungeklärten kirchenrechtlichen Status. Der Ankündigung, es solle ein Dialog mit der Bruderschaft begonnen werden, seien vom Vatikan aus keine weiteren Informationen mehr gefolgt. "Wir befinden uns ein einer Grauzone", beklagte der Erzbischof.