Langendörfer über kirchliche Perspektiven und Debattenkultur

Kein kirchlicher "Masterplan"

Pater Hans Langendörfer sieht vielfältige Herausforderungen für die Kirche. Mit Sorge blickt der langjährige Sekretär der katholischen Deutschen Bischofskonferenz auf die Debattenkultur innerhalb der Kirche.

Hans Langendörfer im September 2020 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Hans Langendörfer im September 2020 / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Engagement für Lebensschutz und Ökumene sowie die Positionierung in einer pluralen und säkularen Gesellschaft sieht Langendörfer als zentrale kirchliche Themen. In der Freiburger Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" (Februar) bezeichnete Langendörfer es als Herausforderung, Antworten auf den vor allem durch den Missbrauchsskandal verstärkten Vertrauensverlust zu finden.

Missbrauchsaufarbeitung und neue Glaubensverkündung

Neben der notwendigen Aufarbeitung gehe es darum, den christlichen Glauben "neu und kraftvoll zu verkünden". Dazu gehöre auch ein Selbstvertrauen, "das der Realität und Schuldgeschichte nicht ausweicht, sie aber im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit nicht für das Letzte hält, was gesagt wird", so Langendörfer.

Angesichts vielfältiger Herausforderungen und Debatten könne es keinen kirchlichen "Masterplan" geben, betont der Jesuit. Damit die Kirche gesellschaftlich "anschlussfähig" bleibe, solle sie ihr Handeln professionell planen und begründen und sich Debatten offen stellen. Zugleich sei es wichtig, an im Glauben gründenden "Prioritäten" festzuhalten, etwa am Liebesgebot und dem Engagement für Arme.

Besorgt zeigt er sich im Blick auf die Debattenkultur innerhalb der Kirche. "Gegenwärtig werden oft fast apokalyptische Bilder vom drohenden Niedergang und einer Selbstabschaffung der Kirche an die Wand geworfen", so Langendörfer. Vielfach prägten Misstrauen und Argwohn den Umgang und "leider auch Bereitschaft zur Intrige". Er habe solche Spannungen vielfach erlebt und "neige inzwischen dazu, sie als unüberwindbar einzuschätzen".

Zusammenarbeit von Bischofskonferenz und ZdK als Schritt nach vorn

Den vom früheren Konferenzvorsitzenden Erzbischof Robert Zollitsch 2010 angestoßenen ersten Dialogprozess in der katholischen Kirche in Deutschland würdigte Langendörfer als Initiative, die neue Gesprächsebenen eröffnet habe. Verbindliche Meinungsbilder und Abstimmungen seien nun dem aktuell laufenden Synodalen Weg vorbehalten. Dabei sei es ein wichtiger Schritt nach vorn, dass Bischofskonferenz und das Zentralkomitee deutsche Katholiken (ZdK) intensiv zusammenarbeiteten.

Langendörfer war Anfang Januar nach knapp 25 Jahren im Amt des Sekretärs in den Ruhestand verabschiedet worden. 1996 wurde er erstmals in das Amt gewählt und war Sekretär unter den Vorsitzenden Kardinal Karl Lehmann, Erzbischof Robert Zollitsch, Kardinal Reinhard Marx und Bischof Georg Bätzing. Bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe soll ein Nachfolger für Langendörfer gewählt werden.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA