Kein Honig für den Kardinal - aber 90 Kilo für den Präses

Aus der Traum vom ökumenischen Honig

Ökumene zwischen Evangelischer Kirche im Rheinland und Erzbistum Köln: Man redet miteinander, besucht sich und feiert gemeinsam Gottesdienste. Jetzt aber kommt eine neue Dimension in dieses Verhältnis.

Autor/in:
K. Rüdiger Durth
Kardinal, Generalvikar und die Bienen / © Kasiske (Erzbistum Köln)

Nun ist es kirchenamtlich. Der Pressesprecher des Erzbistums Köln, Christoph Heckeley, bestätigt: "Letztes Jahr gab es keinen Honig, weil es allgemein ein schlechtes Jahr für Honig war und die Bienen nicht das ganze Bienenjahr an ihrem Standort verbracht haben. Auch wenn der Winter bisher nicht zu streng war, ist der Start für 2016 schwierig."

Die Rede ist von den drei Bienenstöcken im Garten des Kölner Priesterseminars, die Kardinal Rainer Maria Woelki 2015 geschenkt bekam. Der Start 2016 ist schwierig, weil die Haselnuss, die nur einmal im Jahr blüht, wegen des warmen Wetters schon im Dezember geblüht hat und - so die Erzbischöfliche Pressestelle weiter - "den Bienen damit ein wichtiger Pollenlieferant verloren geht."

90 Kilo Honig für Präses Rekowski

Diese Sorge hat man ein paar Kilometer den Rhein hinunter anscheinend nicht. Auch Woelkis protestantischer Kollege im benachbarten Düsseldorf, Präses Manfred Rekowski, hatte nämlich im vergangenen Jahr Bienen auf dem Gelände des Landeskirchenamtes angesiedelt. Gleich vier Bienenstöcke. Diese lieferten bereits im ersten Jahr 90 Kilo feinsten Honig ab, wie die 38 Superintendenten nach einer Kostprobe bestätigten.

Entfernung Köln-Düsseldorf für Bienen zu groß

Insgeheim hatte man gehofft, die erzbischöflichen Bienen würden auch hin und wieder in Düsseldorf und die landeskirchlichen in Köln auf Pollensuche gehen. So hätte man ihren Honig guten Gewissens als ökumenisch bezeichnen können. Doch was die beiden ehrenamtlichen Imker schon immer wussten, bestätigte auch schnell ein Blick auf Google: Die Entfernung Köln-Düsseldorf ist für Bienen zu groß. Sie verhalten sich wie die Kirchen auch. Sie bleiben lieber in ihrem unmittelbaren Bereich.

Man hätte ja zumindest den Kölner und den Düsseldorfer Honig zusammen schleudern können. Mangels Kölner Masse wird aber auch daraus nichts.

Honigverkauf keine Einnahmealternative

Hätten die Kölner Bienen Honig geliefert, so wäre dieser verschenkt worden, so Heckeley. In Düsseldorf gab es ganz andere Probleme, nachdem man von den 90 Kilo im ersten Honigjahr überrascht wurde: Der Finanzchef der zweitgrößten Landeskirche, Oberkirchenrat Bernd Baucks, witterte trotz erhoffter 720 Millionen Euro Kirchensteuer im Jahr 2016 neue Einnahmen, für die er nicht einmal die Genehmigung seiner Landessynode gebraucht hätte.

Zumal er gegenwärtig auch nicht daran denkt, das kircheneigene Abrechnungszentrum "bbz" zu verkaufen. Zwar schuldet die Firma der Landeskirche wegen eines schweren Anlagebetruges 20 Millionen Euro. Der Verursacher ist noch immer auf der Flucht und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Die Firma im Hunsrück aber erwirtschaftet wieder Gewinne und konnte bereits 300.000 Euro zurückzahlen. Eine Honigfirma als zweites Standbein wäre aber trotzdem wohl willkommen gewesen.

Honig im Eine-Welt-Laden

Doch aus dem Baucks-Traum wird nichts, weil ihm der Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Johann Weusmann, unmissverständlich klar gemacht hat: Du lässt die Finger vom Honig - außer probieren. Also kommt der meiste Honig in den Eine-Welt-Laden der Johanneskirche, die auch die traditionelle rheinische Präseskirche ist.

Düsseldorf erwartet 2016 guten Ertrag

Die als großzügig bekannte rheinische Kirchenleitung wird sicherlich in ökumenischer Gesinnung das eine oder andere Glas Honig dem Kölner Kardinal schenken. Und wer weiß, ob bei einer Erholung der Kölner Bienen nicht doch in absehbarer Zeit Kölner und Düsseldorfer Honig zu einem ökumenischen Kirchenhonig zusammengeschleudert wird.

In Düsseldorf erwartet man übrigens ein besonders gutes Honigjahr 2016. Denn die Landeshauptstadt stellt dem Landeskirchenamt an der Hans-Böckler-Straße im Rahmen der Förderung des innerstädtischen Grüns 2.000 Euro zur Verfügung, damit die Grünanlagen rund ums Landeskirchenamt noch mehr blühen. Ganz im Sinne auch des großen Gewerkschaftlers Hans Böckler sollen die Präses-Bienen nicht wie die sprichwörtliche arme Kirchenmaus verhungern.


Quelle:
KNA