Katholisches Büro weist Kritik an Minister Liminski zurück

"Völlig unsachlich und völlig daneben"

Das neue NRW-Kabinett steht. Besonders die Personalie Nathanael Liminski hat vorab für Diskussion gesorgt. Das Katholische Büro verteidigt den Politiker - und schätzt die Zusammensetzung des neuen Kabinetts aus katholischer Sicht ein.

Nathanael Liminski / © David Young (dpa)
Nathanael Liminski / © David Young ( dpa )

DOMRADIO.DE: Ist das neue Kabinett eine gute Wahl für die katholische Kirche in NRW und deren Interessen?

Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)

Dr. Antonius Hamers (Leiter des katholischen Büros in Düsseldorf): Im neuen Kabinett sind eine ganze Reihe Frauen und Männer, die ich schon aus früheren Arbeitsbeziehungen oder aus früheren Begegnungen her kenne. Insofern bin ich da sehr positiv und ganz gespannt auf den Austausch und das Gespräch sowie die Zusammenarbeit mit den Damen und Herren. 

DOMRADIO.DE: Gibt es denn unter den Ministerinnen und Ministern einige, die auch eine katholische Sozialisation haben, die also gute Ansprechpartner:innen für die Kirche sind? 

Hamers: Also zunächst mal sind natürlich einige, unabhängig von ihrer katholischen Sozialisation, vertrauensvolle und gute Partner für uns. Das hängt nicht alleine daran. Aber es ist immer wichtig, auch Leute zu haben, die einfach wissen, wie wir innerkatholisch funktionieren, wie wir als Kirche zu unseren Entscheidungen kommen, welche Einrichtungen wir haben und wie die Kirche auch von innen aussieht. Insofern ist es natürlich gut, auch Leute zu haben, die uns von innen und auch aus ihrer eigenen Überzeugung heraus kennen. Und es sind einige von von den Ministerinnen und Ministern und der Ministerpräsident selber, die sicherlich dazu zählen und sich auch ganz offen zu ihrem katholischen Bekenntnis bekennen. 

Pfarrer Antonius Hamers (Leiter des katholischen Büros in Düsseldorf)

"Es ist natürlich gut, Leute (im Kabinett) zu haben, die die Kirche auch von innen und aus ihrer eigenen Überzeugung heraus kennen."

DOMRADIO.DE: Einige Ministerposten waren ja gesetzt, Innenminister Reul oder Gesundheitsminister Laumann. Neue Namen sind wiederum überraschend, zum Beispiel das wichtige Schulministerium, das nun von Doro Feller als Ministerin geleitet wird. Den Namen hatten ja nur wenige auf der Liste.

Hamers: Es war jetzt zum Schluss nicht mehr ganz überraschend, dass ihr Name genannt wurde. Sie war auch schon bei den Koalitionsverhandlungen beteiligt in dem Bereich für Bildung. Das war für mich zunächst überraschend, ergibt aber durchaus Sinn und ich finde, dass das eine sehr, sehr gute Wahl ist. Ich freue mich sehr, dass Frau Feller, die ich aus Münster kenne und die ich als eine sehr kompetente, sehr verlässliche und sehr sympathische Frau kenne, diese Aufgabe übernommen hat. Ich bin da sehr zuversichtlich, dass das eine gute Personalentscheidung ist. 

DOMRADIO.DE: Nathanael Liminski wurde eigentlich als Schulminister gehandelt und schon im Vorfeld heftig in den Medien wegen seiner katholischen Überzeugungen angegriffen. Nun wird er Minister für Europa, Bundesangelegenheiten und Medien und er bleibt Chef der Staatskanzlei. Wie haben Sie die Diskussion um Liminski verfolgt? 

Neues Landeskabinett Nordrhein-Westfalen / © Marius Becker (dpa)
Neues Landeskabinett Nordrhein-Westfalen / © Marius Becker ( dpa )

Hamers: Zunächst einmal finde ich es unsäglich, wenn Menschen wegen ihres katholischen bzw. überhaupt ihres religiösen Bekenntnisses in dieser Art und Weise diskreditiert werden. Und zwar in einer Weise, die losgelöst ist von jeder Tatsache oder der Wirklichkeit. Ich finde, dass wir uns als Kirche, aber natürlich auch als jede Religionsgemeinschaft, das unbedingt verbitten müssen und dagegen stehen müssen, wenn Menschen in dieser Art und Weise wegen ihres religiösen Bekenntnisses diskriminiert oder diskreditiert werden. Also völlig unsachlich und völlig daneben.

Das ist das eine, das ist das Allgemeine. Und im Konkreten: Nathanael Liminski war Chef der Staatskanzlei, ist jetzt Minister in der Staatskanzlei. Seine Position ist aufgewertet. Er wird natürlich weiterhin neben dem Ministerpräsidenten die mitbestimmende Persönlichkeit in der Staatskanzlei sein. Und ich kann nur sagen, dass wir in den vergangenen fünf Jahren mit ihm sehr vertrauensvoll und gut zusammengearbeitet haben. Dass er überzeugter Katholik ist steht dem natürlich nicht entgegen, sondern macht das an manchen Punkten durchaus auch leichter. Das steht außer Frage. An seiner Redlichkeit und an seiner Zuverlässigkeit lasse ich keinen Zweifel aufkommen. 

Pfarrer Antonius Hamers

"An seiner (Liminskis) Redlichkeit und Zuverlässigkeit lasse ich keinen Zweifel aufkommen." 

DOMRADIO.DE: Die katholische Kirche in Deutschland steckt in einer Krise. Die Austrittszahlen sind hoch. Auch in NRW sind viele Menschen aus der Kirche ausgetreten. Glauben Sie, dass das die Verbindung zwischen Kirche und Politik noch mal ändert? Mit welchen Hoffnungen gehen Sie in diese neue Legislaturperiode? 

Hamers: Also unsere Rolle als katholische Kirche in dieser Gesellschaft steht vor grundstürzenden Veränderungen. Darüber müssen wir uns im Klaren sein. Und auch wenn wir im Moment noch mit sechs Millionen Katholiken die größte gesellschaftliche Gruppe in Nordrhein-Westfalen sind, müssen wir uns zugleich darüber im Klaren sein, dass unser Ansehen bei vielen Menschen wirklich auf dem Nullpunkt ist – auch bei vielen, die selber nach wie vor in der katholischen Kirche sind.

Insofern verändert sich unsere Rolle in der Gesellschaft gerade grundlegend. Und das ist ganz, ganz wichtig, dass wir auch hier "an der politischen Front", um es so zu nennen, immer wieder für Zuverlässigkeit und für Redlichkeit zu werben. Ich denke schon, dass uns das gelingt – mit vielen Frauen und Männern aus den fünf Bistümern und in den unterschiedlichen Bereichen, den sozialen Bereich, den kulturellen Bereich, in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Da können wir nach wie vor sicherlich gut punkten.

Aber die Rolle von uns als Kirche insgesamt wird sich weiter verändern. Wir sind in einer zunehmend säkularen Gesellschaft, was man zum Teil natürlich auch an Äußerungen von Politikerinnen und Politikern auch jetzt heute schon zu spüren bekommt. Und da müssen wir vor allem eins: Wir müssen meines Erachtens in vielen Punkten deutlich demütiger auftreten und zugleich davon überzeugt sein, dass wie wir unsere Arbeit tun und aus welcher Grundlage heraus wir unsere Arbeit tun, dass das gut und richtig ist und dass wir uns insofern nicht zu verstecken haben. 

Das Interview führte Michelle Olion. 

Neue Landesregierung in NRW steht

Die neue schwarz-grüne Landesregierung inNordrhein-Westfalen steht. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) stellte sein Kabinett am Mittwoch in Düsseldorf vor. Ihm gehören zwölf Ministerinnen und Minister an, davon acht von der CDU und vier von den Grünen. Das Kabinett besteht zur Hälfte aus Frauen und Männern - anteilig verteilt auf vier bei der CDU und zwei bei den Grünen. Im Anschluss wurden die neuen Ressortchefs im Landtag vereidigt.

Neues Landeskabinett Nordrhein-Westfalen / © Marius Becker (dpa)
Neues Landeskabinett Nordrhein-Westfalen / © Marius Becker ( dpa )
Quelle:
DR
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