Katholisches Büro Niedersachsen zur Landtagswahl

"Mit uns können alle reden"

Niedersachsen hat gewählt. Die SPD ist der große Gewinner. Aber mit wem regiert sie? Oder kommt doch Jamaika ins Spiel? Auch das Katholische Büro in Niedersachsen ist gespannt auf die Entwicklung. Blickt dieser aber gelassen entgegen.

Hochrechnungen zur Niedersachsen-Wahl / © Pool/Christian Charisius (dpa)
Hochrechnungen zur Niedersachsen-Wahl / © Pool/Christian Charisius ( dpa )

domradio.de: Wie überraschend war denn für Sie das Wahlergebnis?

Prälat Dr. Felix Bernard (Leiter des Katholischen Büros in Niedersachsen): Es war schon sehr überraschend, dass es ein so großer Erfolg für die SPD wurde. Im Vorfeld war eigentlich klar, dass es ein Kopf an Kopf Rennen gibt. Aber dass es so ein deutliches Ergebnis gibt, war nicht zu erwarten.

domradio.de: Überraschend war wahrscheinlich nicht, dass die AfD es auch in den Landtag in Niedersachsen geschafft hat. Wie geht man damit jetzt um?

Bernard: Die Niedersachsen sind ja relativ unaufgeregte Leute. Ich denke, die AfD muss sich ja selbst erst finden. Die befindet sich mehr in einem Streitprozess, als in einem konstruktiven Prozess. Auch in Niedersachsen gibt es viel Streit zwischen den Spitzenkandidaten. Wir warten mal ab, wie die sich dort konstituieren, sozusagen als kleine Fraktion. Wenn Gespräche mit der katholischen Kirche gewünscht werden, sind wir auch bereit mit ihnen zu reden. Wenngleich wir natürlich grundsätzliche Unterschiede haben, gerade was die Sicht des Menschenbildes anbelangt. Das christliche Menschenbild wird von denen ja nur partiell geteilt, wenn es nur um die Deutschen geht, möglicherweise nur um die Mitglieder der AfD. Aber wir haben den Anspruch, dass die Menschenwürde für alle Menschen auf dieser Welt gilt.

domradio.de: Die AfD hat im Norden insgesamt bei den letzten Wahlen ziemlich schlecht abgeschnitten: in Schleswig Holstein knapp sechs Prozent, ebenso in Bremen und Hamburg, jetzt auch in Niedersachsen 6,2 Prozent. Woran liegt es, dass der Norden nicht so AfD-wählfreudig ist wie der Rest?

Bernard: Vielleicht haben wir nicht so viele soziale Brennpunkte und möglicherweise lassen wir uns von Ängsten, die geschürt werden, nicht gleich so immunisieren. Ich könnte mir vorstellen, dass an Orten, wo einfach eine gewisse wirtschaftlich schwierige Situation besteht, Leute den Eindruck haben, hier nehmen uns geflüchtete Menschen etwas weg. Es könnte sein, dass man es dort etwas anders wahrnimmt als in den nordischen Bereichen, wo im Grunde genommen die wirtschaftliche Situation ganz gut aussieht.

domradio.de: Jetzt wird verhandelt. Wie sieht eine neue Koalition in Niedersachsen aus? Was glauben Sie, ist da denkbar?

Bernard: Sicherlich ist die große Koalition denkbar. Und die Signale von der CDU - das habe ich zumindest so wahrgenommen -, sind da auch durchaus positiv. Wie weit sich die SPD auf eine große Koalition einlässt, vermag ich nicht zu sagen. Dann ist natürlich auch die Ampel möglich. Aber hier braucht man auch die FDP und die hat sich deutlich dagegen entschieden, eine Ampelkoalition in Niedersachsen einzugehen. Jamaika wäre dann die andere Lösung, dass die CDU mit den Grünen und der FDP zusammengeht. Da gibt es gewisse Reserviertheiten auf Seiten der Grünen, mit der CDU zu gehen. Es bleibt also spannend. 

domradio.de: Wie sieht es denn für Ihre Arbeit als katholische Kirche mit der Politik aus? Wie glauben Sie, wird die Arbeit mit diesem neuen Parlament in Niedersachsen?

Bernard: Mit dem Parlament haben wir immer ganz gute Zusammenkünfte, so dass wir mit allen Parlamentariern im Gespräch stehen. Die Frage ist natürlich schon, wie die Regierung gebildet wird und welche Parteien mit von der Partie sind. Zum Ministerpräsidenten haben wir in den letzten fünf Jahren einen sehr guten Kontakt gehabt. Und von daher haben wir natürlich schon eine Gesprächsebene. Aber wir müssen alle Abgeordneten mitnehmen und bei einer Regierungskoalition stellt sich auch die Frage, wer dann noch von den anderen Parteien als Ansprechpartner dabei  ist.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Prälat Felix Bernard (Katholisches Büro Niedersachsen)

Alles scheint offen / © A. Brühl (dpa)
Alles scheint offen / © A. Brühl ( dpa )
Quelle:
DR