Katholisches Büro kritisiert Zurückweisungen von Migranten

"Denen Schutz bieten, die ihn brauchen"

Humanität als Richtschnur in der Migrationspolitik: Vom Leiter des Katholischen Büros in Berlin kommt Kritik an der Migrationspolitik der Bundesregierung – verbunden mit einem Appell für Integration.

Geflüchtete aus der Ukraine (dpa)
Geflüchtete aus der Ukraine / ( dpa )

Der Leiter des Katholischen Büros, Karl Jüsten, hat die Migrationspolitik der Bundesregierung kritisiert. "Wir sind der Auffassung, dass man keine Zurückweisungen veranlassen kann, bei der man sich die Notlage des Einzelnen gar nicht mehr anschaut", sagte Jüsten am Mittwoch dem Magazin "Focus". "Als Christen müssen wir denen Schutz bieten, die ihn brauchen."

Die Union versuche, einen Ausgleich zu finden zwischen den humanitären Aspekten und dem starken Druck aus Teilen der Bevölkerung, wenn diese sich überfordert fühlten, so Jüsten. "Dabei darf aber die Humanität nicht aus dem Blick geraten." Zudem müsse Integration stärker forciert werden, damit sie "unser Zusammenleben bereichert".

Das Katholische Büro in Berlin fungiert als Verbindungsstelle der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zur Bundesregierung und nach Brüssel. Seit dem Jahr 2000 wird es von Prälat Jüsten geleitet.

Der Leiter des Katholischen Büros Berlin, Prälat Dr. Karl Jüsten. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der Leiter des Katholischen Büros Berlin, Prälat Dr. Karl Jüsten. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Ebenfalls im Magazin "Focus" übte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Steffen Bilger (CDU), Kritik an der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wegen ihrer politischen Positionierung. "Die politische Schlagseite der EKD empfinden viele evangelische CDU-Mitglieder als eine Zumutung", sagte Bilger. "Auch viele andere Kirchenmitglieder sehen das so und schauen viel differenzierter und konservativer auf die Lage als die Funktionäre."

Bilger, der selbst evangelischer Christ ist, warf der Kirchenleitung eine Entfremdung von ihren Mitgliedern vor: "Ich habe den Eindruck, dass etliche Repräsentanten der Kirchen gar nicht spüren, wie sehr sie sich von ihren Mitgliedern entfernen."

Zugleich machte der CDU-Politiker deutlich, dass Kirchen "sich einmischen und natürlich auch Kritik an der Politik üben" sollten, wenn es angebracht sei und auf Grundlage der christlichen Botschaft erfolge.

Quelle:
KNA