Katholische Kirche warnt vor Stammzell-Gesetz-Änderung

"Die Büchse der Pandora ist geöffnet"

Die Katholische Kirche zeigt sich alarmiert angesichts der neuen Debatte über eine Änderung des Stammzellgesetzes. "Für den Lebensschutz wäre eine Änderung des Stichtages fatal", warnte der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten. - Zuvor hatte sich die SPD für eine Lockerung des Gesetzes eingesetzt.

 (DR)

"Da hat die Forschungs-Lobby ganze Arbeit geleistet"
"Uns treibt große Sorge um, dass es im Bundestag keine Mehrheit mehr gibt, die eine Aufweichung des Stammzellgesetzes verhindert", sagte der Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischöfe, Karl Jüsten der Düsseldorfer "Rheinischen Post".

"Da hat die Forschungs-Lobby ganze Arbeit geleistet", sagte Jüsten. Eine Änderung des Stichtags sei keine unbedeutende Formalie, sondern habe Auswirkungen bis hin zu den strafrechtlichen Bestimmungen. Er fürchte, dass jetzt genau der Prozess eintrete, vor dem die katholische Kirche schon bei der Verabschiedung des Stammzellgesetzes gewarnt habe. "Die Büchse der Pandora ist geöffnet", klagte Jüsten.

"Wer sagt denn, dass wir das dann nicht immer wieder machen?"
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner sagte dem Blatt, schon der bestehende Kompromiss sei das Äußerste gewesen. "Wenn wir jetzt das Datum des Stichtags verschieben: Wer sagt denn, dass wir das dann nicht immer wieder machen?", fragte sie.

In Deutschland ist Forschung verboten, bei der menschliche Embryonen zerstört werden. Bislang dürfen aber importierte Stammzellen verwendet werden, die vor 2002 im Ausland gewonnen wurden.

SPD-Politikern hatten zu Beginn der Woche vorgeschlagen, die bislang geltende Stichtagsregelung zu lockern. Zustimmung kam von der Linksfraktion. Die FDP kritisierte, das Problem, dass deutsche Forscher international benachteiligt sind, werde damit nicht gelöst.