Katholische Kirche "St. Walburga" in Emden wird abgerissen

"Und dann kommt der Bauzaun"

In der katholischen Gemeinde Christ König in Emden steht in diesen Tagen viel Veränderung an. Eine Kirche wird renoviert, eine andere wird hingegen abgerissen. Das liegt auch an der Lage der Stadt am Meer, erklärt Pfarrer Georg Pützer.

Autor/in:
Carsten Döpp
St. Walburga in Emden / © Max-Reinhard Beier
St. Walburga in Emden / © Max-Reinhard Beier

DOMRADIO.DE: Der letzte Gottesdienst in St. Walburga im Emder Stadtteil Barenburg ist am Sonntag in einer Woche. Danach soll die Kirche abgerissen werden. Wie ist die Gefühlslage aktuell bei den Gemeindemitgliedern?

Georg Pützer (Pfarrer): Es wird immer bewusster, dass es geschieht. Manche sind traurig und werden sich bewusst, welche Geschichte sie mit der Kirche haben. Die andere Seite ist aber auch, dass der Prozess schon seit mehreren Jahren läuft. Viele sagen, es wird Zeit, einen Schlusspunkt zu setzen.

Georg Pützer

"Wir werden ein Fest feiern und dann kommt der Bauzaun am nächsten Tag".

DOMRADIO.DE: Was passiert noch bis Sonntag in einer Woche?

Pützer: Wir feiern ganz normal unsere Gottesdienste. Am 25. ist dann der letzte Gottesdienst, wo wir uns mit einem besonderen Gottesdienst von der Kirche verabschieden werden. Ich werde die Urkunde des Bischofs vorlesen, womit sie profaniert wird. Wir werden symbolisch die Osterkerze, die Taufschale, die Eucharistie und das Lektionar hinaus tragen. Diese Kirche wird als Kirchort aufgegeben. Wir werden ein Fest feiern und dann kommt der Bauzaun am nächsten Tag.

DOMRADIO.DE: Direkt am Montag?

Pützer: Am Montag oder am Dienstag kommt der Bauzaun, um zu verhindern, dass Vandalismus entsteht. Es sind noch der Hochaltar oder die Orgel in der Kirche. In den nächsten Wochen wird es sukzessiv abgebaut. Ich möchte verhindern, dass noch Unfug geschieht.

Georg Pützer

"Die Orgel verkaufen wir. Die Bänke kommen nach Moldawien. Alles hat seinen Ort gefunden".

DOMRADIO.DE: Was passiert mit Altar und Co.? 

Pützer: Der Hochalltag geht wieder dorthin zurück, wo er herkam. Wir haben ihn in den 1950er Jahren von einer Gemeinde bekommen, die wegen einem Truppenübungsplatz geschlossen wurde. In diese Nachfolgekirche geht er wieder zurück. Er geht nach Hause, wenn man so will. Darüber freut sich die Gemeinde sehr. Die Orgel verkaufen wir. Die Bänke kommen nach Moldawien. Alles hat seinen Ort gefunden.

DOMRADIO.DE: Wie wird dieses Kirchengelände in Emden künftig genutzt? 

Pützer: Künftig wird es vom Stephanswerk genutzt. Es ist eine Wohnungsbaugesellschaft der Diözese Osnabrück. Das Motto ist bezahlbarer Wohnraum. Es werden also Wohnungen und Häuser errichtet, die man mieten kann. Klein, groß, jung und alt – es soll ein gemischtes Wohnen dort stattfinden. 

DOMRADIO.DE: Dass diese Kirche bald abgerissen wird, liegt vor allem daran, dass das Bistum bei sinkenden Mitgliederzahlen nicht mehr alle Kirchen unterhalten kann. Was meinen Sie? Wie können Sie denn dagegen steuern? 

Pützer: Wir können versuchen, gute Arbeit zu machen, sodass weniger Menschen aus der Kirche austreten. Ein typisches Problem von Emden ist aber, dass es zum großen Teil auf Pfählen steht, so wie Venedig. Ein Teil des Kirchengeländes ist nicht unter Pfählen. Das heißt, es sinkt ab, wo die Kirche steht. Diese Baumaßnahmen, um das zu reparieren, würden natürlich enorme Summen verschlingen. 

DOMRADIO.DE: Sankt Walburga war bis zuletzt auch Ausweichort für die Sonntagsgottesdienste von St. Michael in Emden. Da laufen aber noch Renovierungsarbeiten. Wie machen Sie das? Wo und wie finden die Gottesdienste statt? 

Pützer: Wir haben es sehr knapp geplant. Wir werden am 25. Mai den letzten Gottesdienst feiern. Dann haben wir eine Woche keine Kirche und am 31. Mai werden wir in Sankt Michael den ersten Gottesdienst feiern. Die Kirche wird so fertig sein, dass wir Gottesdienst feiern können. Ob nun jede Ecke schon fertig ist, weiß ich nicht. Das ist nicht so schlimm. Hauptsache, wir können sie für die Gottesdienste nutzen. 

Georg Pützer

"Anstatt Bänken werden wir Stühle nutzen. Das schafft nicht nur mehr Flexibilität für uns, sondern auch für kommende Generationen". 

DOMRADIO.DE: Was musste in dieser Kirche in letzter Zeit alles getan werden? War das eine Grundrenovierung?

Pützer: Das war sogar noch mehr. Das war einmal eine Grundsanierung, weil das gleiche Problem auftauchte. Das Seitenschiff drohte abzukippen, weil dort neu gefällt werden musste. Das ist das Problem in einer Stadt, die am Meer liegt. Dann haben wir versucht, die Kirche zukunftsfähig zu machen, den Raum zu gestalten. 

Anstatt Bänken werden wir Stühle nutzen. Das schafft nicht nur mehr Flexibilität für uns, sondern auch für kommende Generationen, vor allem dann, wenn künftig neue Gottesdienstformen gefeiert werden sollen. Die Kirche bleibt so offen und anpassungsfähig für unterschiedliche liturgische Konzepte.

DOMRADIO.DE: Es tut sich also einiges in den kommenden Tagen und Wochen bei Ihnen in Emden. Das wird mit einem Bürgerfest gekrönt, das Sie auch für alle geplant haben, die dann kommen können. 

Pützer: Es ist ein Dankesfest am 22. Juni vorgesehen. Also einmal wirklich nur für uns als Gemeinde, aber jeder darf natürlich kommen. Wir hatten ein anstrengendes Jahr und sind es uns selbst wert, dass auch wir ein wenig feiern. Besonders haben wir dazu als kleines Dankeschön die Handwerker eingeladen, die eine sehr gute Arbeit gemacht haben. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Bistum Osnabrück

Das Bistum Osnabrück besteht seit mehr als zwölf Jahrhunderten. Die Anfänge gehen bis aufs Jahr 780 zurück, als Kaiser Karl der Große in Osnabrück eine Missionsstation errichtete. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die räumliche Gestalt des Bistums Osnabrück mehrfach.

Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach (DR)
Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach ( DR )
Quelle:
DR

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