Katholische Bischöfe sorgen sich um Zukunft der Christen in Syrien

"Rechte aller Bürger achten"

Ein neues Syrien - doch für wen? Nach dem Regierungswechsel zeigen sich die katholischen Bischöfe in Deutschland besorgt. Wie wird es künftig den Christinnen und Christen sowie den anderen religiösen Minderheiten im Land ergehen?

Pressegespräch zur Lage der Christen zwischen Damaskus und Bagdad mit (v.l.n.r.) Udo Bentz, Erzbischof von Paderborn; Pater Jacques Mourad, Erzbischof der syrisch-katholischen Kirche in Homs; Bertram Meier, Bischof von Augsburg; und Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), bei der Frühjahrsvollversammlung der DBK am 11. März 2025 im Kloster Steinfeld in Kall. / © Bernward Loheide (KNA)
Pressegespräch zur Lage der Christen zwischen Damaskus und Bagdad mit (v.l.n.r.) Udo Bentz, Erzbischof von Paderborn; Pater Jacques Mourad, Erzbischof der syrisch-katholischen Kirche in Homs; Bertram Meier, Bischof von Augsburg; und Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), bei der Frühjahrsvollversammlung der DBK am 11. März 2025 im Kloster Steinfeld in Kall. / © Bernward Loheide ( KNA )

Die katholischen Bischöfe in Deutschland sorgen sich um die Zukunft der Christen und anderer religiöser Minderheiten in Syrien. "In der höchst fragilen Situation Syriens appelliere ich an die neue Regierung des Landes, den Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen zu suchen und die Rechte aller Bürger, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Glauben, zu achten", sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bertram Meier, am Dienstag vor Journalisten im Eifel-Ort Kall. Im dortigen Kloster Steinfeld halten die Bischöfe ihre Frühjahrsberatungen ab.

Nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad im Dezember hofften viele Menschen auf einen Neuanfang, so Meier. Andere aber fragten, was die Machtübernahme durch islamistische Rebellen unter der Führung Ahmed al-Scharaas für das Land bedeute. Besonders unter den religiösen Minderheiten des Landes wie Christen, Drusen und Alawiten mischten sich unter die Freude über das Ende des Regimes solche Sorgen. Denn noch vor wenigen Jahren hätten die Truppen der islamistischen al-Nusra-Front, die in der heutigen HTS-Miliz aufgegangen sei, regelrechte Massaker verübt und Christen hingerichtet.

"Worte waren leeres Gerede"

Der Nahost-Beauftragte der Bischofskonferenz, der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz, sagte, das politische Agieren von al-Scharaa sei mehr als besorgniserregend. Es sei dringend notwendig abzuwarten, ob er seinen hehren Worten, alle Minderheiten achten zu wollen, wirklich rechtliche Taten folgen lasse. "Und wir sehen erschüttert, was jetzt passiert. Die Worte waren leeres Gerede, zumindest gegenüber der Minderheit der Alawiten." Berichte über Massaker von islamistischen Miliz-Angehörigen an der alawitischen Minderheit sorgen derzeit international für Entsetzen.

Bentz, der vor wenigen Wochen den Irak besucht hat, berichtete von der dortigen Angst, dass das Land von Syrien her von der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) erneut infiltriert werde. Diese Angst wachse gerade dann, wenn die neuen syrischen Machthaber schrittweise die mit IS-Kämpfern gefüllten Gefängnisse öffnen. Europa müsse den Irak bei seinen Maßnahmen unterstützen, die verhindern, dass der IS neuen Nährboden zwischen Euphrat und Tigris finde.

Derzeit rund 300.000 Christen in Syrien

Die Angst unter den Christen in Syrien sei groß und berechtigt, so Meier. Seit der Machtübernahme im Dezember habe es immer wieder Vorfälle gegeben, die dazu Anlass böten. Die jüngst bekannt gewordenen Massaker ließen auch bei den Christen die Alarmglocken schrillen. Sollte die bisher konziliant wirkende Übergangsregierung ihre Versprechen nicht einlösen, werde sich die Zahl der noch verbliebenen rund 300.000 Christen wohl noch weiter reduzieren. Deren Anzahl vor dem Bürgerkrieg habe schätzungsweise bei 1,5 Millionen gelegen.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (September 24) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA