Katholisch-jüdischer Kreis erteilt Judenmission klare Absage

Keine Sorge um das "Heil Israels"

Der Gesprächskreis "Juden und Christen" im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat Bestrebungen, Juden zum Christentum zu bekehren, eine klare Absage erteilt. "Gemeinsam sagen wir Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen und Nein zur Judenmission", heißt es in einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Erklärung. Die Juden müssten nicht zum christlichen Glauben bekehrt und nicht zur Taufe gedrängt werden.

 (DR)

Weil Gottes Bund Israel bereits das Heil erschlossen habe, so argumentiert der Text, brauche die Kirche nicht um das Heil Israels besorgt zu sein.

Hintergrund der Stellungnahme sind Befürchtungen, die mit der von Papst Benedikt XVI. 2008 revidierten Fassung der Karfreitags-Fürbitte für die außerordentliche Form des römischen Messritus verbunden sind. Aus dieser Neufassung wird gefolgert, dass die katholische Kirche die Bekehrung von Juden für möglich halte. Dagegen heißt es in der ZdK-Stellungnahme, dass der Bund Gottes mit dem jüdischen Volk einen Heilsweg darstelle auch ohne Anerkennung Jesu Christi und Taufe.
«Wann, wie und ob sich Juden und Christen auf ihrem Weg zum Reich Gottes begegnen, bleibt Gottes Geheimnis.»

In dem Papier werden die Spannungen im katholisch-jüdischen Verhältnis nicht erwähnt, die sich in den vergangenen Monaten durch die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft ergeben hatten. Die neu formulierte Karfreitags-Fürbitte für die von Benedikt erlaubte alte lateinische Messe hatte vor einem Jahr zu Belastungen des Dialogs zwischen Katholiken und Juden geführt. Es soll gebetet werden für die Juden, «...damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen», heißt es in der umstrittenen Fürbitte, die nach Ansicht von Kritikern hinter die nachkonziliare Fassung von 1970 zurückfällt.

Nach der vom Papst verfügten Fürbitte sei es nicht mehr eindeutig, dass das Judentum seit dem Konzil in seiner «Heilsrelevanz» anerkannt werde, stellt der ZdK-Gesprächskreis fest. Falls die Fürbitte so auszulegen sei, dass von Juden die Anerkennung von Jesus als Messias schon «im Hier und Heute» zu interpretieren sei, sei die Grundlage für den katholisch-jüdischen Dialog zerstört, wird gewarnt. Weiter heißt es, wenn die Kirche diese Hoffnung auf das Ende der Zeiten verschiebe und mit einer klaren Absage an die Judenmission verbinde, bedeute dies eine wesentliche Entspannung.

Aus jüdischer Sicht sei die einzig akzeptable Form der Karfreitagsfürbitte die von 1970, «wonach die Entscheidung, wie und wann Gott ganz Israel endgültig rettet, allein bei Gott liegt», folgern die Autoren. Die Argumente für die Bekehrung von Juden seien weder historisch noch theologisch überzeugend. Demgegenüber listet der Text eine Reihe historische Gründe auf, die gegen Judenmission sprechen. Genannt werden Zwangspredigten, Zwangsbekehrungen, heimliche Taufen jüdischer Kinder und deren Verbringung in Klöster. «Erst recht verbietet sich Judenmission nach dem Genozid der nationalsozialistischen Zeit», heißt es weiter.