Katholikenkomitee zeigt sich in Causa Hengsbach betroffen

Vorwürfe zerstören Vertrauen

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken zeigt sich betroffen über die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Essener Bischof und Kardinal Franz Hengsbach. Auch im ZdK war Hengsbach früher einmal aktiv.

Abbau der Skulptur von Franz Hengsbach / © Olaf Biernat (KNA)
Abbau der Skulptur von Franz Hengsbach / © Olaf Biernat ( KNA )

"Die mutmaßlichen Taten und die abermals dokumentierte Vertuschungsstrategie der Kirche zerstören Reste an Vertrauen", erklärte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Montag in Berlin.

Irme Stetter-Karp / © Dieter Mayr (KNA)
Irme Stetter-Karp / © Dieter Mayr ( KNA )

"Wieder entsteht der Eindruck, dass nicht die Betroffenen, sondern die Täter geschützt wurden."


Vorwürfe gegen Hengsbach öffentlich gemacht

Die Bistümer Essen und Paderborn hatten vorige Woche die Vorwürfe gegen den Kardinal öffentlich gemacht. Danach beschuldigte eine Person im Oktober 2022 den Bischof. Eine weitere Anschuldigung von 2011 bezieht sich auf Hengsbachs (1910-1991) Zeit als Weihbischof in Paderborn.

Statue von Kardinal Franz Hengsbach / © Andreas Oertzen (KNA)
Statue von Kardinal Franz Hengsbach / © Andreas Oertzen ( KNA )

Eine Frau wirft ihm und dessen Bruder Paul, ebenfalls Priester, vor, sie 1954 als 16-Jährige missbraucht zu haben. Das Erzbistum Paderborn und der Vatikan stuften den Fall zunächst als nicht plausibel ein. Im Zuge der jüngsten Nachforschungen wurde die Anschuldigung noch einmal geprüft und als glaubwürdig bewertet.

Die Veröffentlichung führte zu erneuter Kritik am Aufklärungswillen der katholischen Kirche. Der aktuelle Bischof Franz-Josef Overbeck räumte am Freitag eigene Versäumnisse im Umgang mit der Causa Hengsbach ein. So habe er 2011 den von Rom als nicht plausibel eingestuften Fall als bearbeitet betrachtet und die damalige Missbrauchsbeauftragte des Bistums nicht informiert.

Früher Generalsekretär des ZdK

Stetter-Karp wies darauf hin, dass Hengsabch 1947 bis 1953 Generalsekretär des ZdK und danach bis 1968 dessen bischöflicher Generalassistent war. "Hengsbachs Tätigkeit für das ZdK in seinen frühen Jahren ist für uns Gegenstand der Recherche", so die Präsidentin.

Kardinal Franz Hengsbach, Bischof von Essen während der Soldatenwallfahrt nach Lourdes vom 12. bis 19. Juni 1975 (KNA)
Kardinal Franz Hengsbach, Bischof von Essen während der Soldatenwallfahrt nach Lourdes vom 12. bis 19. Juni 1975 / ( KNA )

Nach einer ersten Überprüfung des ZdK-Archivs seien keine Hinweise gefunden worden, dass das Katholikenkomitee wegen Missbrauchsvorwürfen rund um Hengsbach kontaktiert wurde. Das ZdK unterstützte die Bitte der Bistümer an mögliche Betroffene, sich zu melden. Inzwischen haben sich laut Overbeck weitere Betroffene gemeldet.

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)  / © Harald Oppitz (KNA)
Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Quelle:
KNA