Katholikenkomitee fordert Verteidigung der Demokratie in Europa

Bedrohung durch nichtmilitärischen Krieg

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken sorgt sich um Europa und die Demokratie und hat zahlreiche Ideen für eine Stärkung von beidem. Das Gremium fordert, mehr Europa zu wagen, zumal der Kontinent hybrid bedroht sei.

Autor/in:
Alexander Riedel
EU-Fahnen vor dem Europäischen Parlament in Brüssel / © sinonimas (shutterstock)
EU-Fahnen vor dem Europäischen Parlament in Brüssel / © sinonimas ( shutterstock )

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ruft zu einer Besinnung auf die Stärken Europas auf. "Nie war Europa wichtiger als heute, nie war Europa stärker unter Druck", sagte der Vizepräsident des Laiengremiums, Thomas Söding, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung einer vom ZdK-Präsidium veröffentlichten Erklärung mit dem Titel "Das Europa der Zukunft gestalten".

Es sei nie wichtiger gewesen, dass die Kräfte zusammenhielten, die Demokratie, Stärke und Freiheit forderten. Russlands Krieg gegen die Ukraine sei ein Krieg gegen Europa, Freiheit und Menschenwürde.

Kreuz und Logo des ZdK / © Harald Oppitz (KNA)
Kreuz und Logo des ZdK / © Harald Oppitz ( KNA )

Europa kann aus Sicht des ZdK nur mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in eine gute Zukunft blicken. Beides müsse der Kontinent verteidigen, wie es in der Erklärung heißt.

Die Autoren sprechen sich für mehr Miteinander aus: "Ein geeintes, solidarisches und demokratisches Europa weiter erhalten zu wollen, fordert, nicht weniger, sondern mehr Europa zu wagen." In dem Papier geht es auch um Soziale Marktwirtschaft, Nachhaltigkeit, Sicherheit und globale Verantwortung.

Experte Masala: hybride Bedrohung aus Russland

Der Politikwissenschaftler Carlo Masala forderte bei der Vorstellung eine ehrlichere und offenere Debatte über die Bedrohung Europas durch Russland. Es gebe zwei Kriege, einen militärischen gegen die Ukraine und einen nichtmilitärischen auch gegen die Gesellschaften in anderen Ländern, sagte Masala. Der nichtmilitärische werde etwa über Cyberangriffe, Desinformation und Sabotage geführt.

Carlo Masala bei einer Veranstaltung in Köln / © Thomas Banneyer (dpa)
Carlo Masala bei einer Veranstaltung in Köln / © Thomas Banneyer ( dpa )

Ziel dieses Krieges sei es, bei immer größeren Teilen der jeweiligen Gesellschaft das Gefühl zu erzeugen, dass liberal-demokratische Systeme nicht fähig seien, Probleme zu lösen. Über diese Dimension werde weder in Deutschland noch in Europa ausreichend geredet. Auch gebe es keinen Diskurs darüber, dass die Demokratie verteidigt werden müsse, so Masala, der an der Universität der Bundeswehr in München lehrt und seit Mai ZdK-Mitglied ist.

Menschenrechtlerin: Europa war unvorbereitet

Die Ehrenpräsidentin der Europäischen Bewegung, Linn Selle, sagte, die Demokratie müsse jeden Tag verteidigt werden - in Familien, Betrieben und der Politik. In Deutschland gebe es nach wie vor eine große Zustimmung zum europäischen Projekt. Die Mitgründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, Irina Scherbakowa, sagte, Europa sei auf den russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 überhaupt nicht vorbereitet gewesen, weder intellektuell noch wirtschaftlich oder politisch.

Die ZdK-Sprecherin für Europapolitik, Marie von Manteuffel, sprach von einer Ehrlichkeitskrise in Europa. Man halte zwar an der Hoffnung auf die Idee Europas als Wertegemeinschaft fest. Zugleich würden diese Werte aber an den EU-Außengrenzen im Umgang mit Schutzsuchenden missachtet.

In ihrer Europa-Erklärung fordern die höchsten katholischen Laienvertreter in Deutschland etwa einen besseren Umgang mit Geflüchteten, die Wahrung von Menschenrechten und Umweltstandards in Wirtschaftsabkommen und Lieferketten sowie mehr Klimaschutz.

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)  / © Harald Oppitz (KNA)
Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA