Katholiken in Osteuropa wünschen laut Renovabis Reformen

Ähnliche Themen wie beim Synodalen Weg

Auch bei den Katholiken in Mittel- und Osteuropa gibt es nach Einschätzung des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis einen verbreiteten Wunsch nach Reformen. Selbst in Polen spürten Bischöfe, dass die Kirche Menschen verliere.

Eine Frau trägt in einer Prozession eine Fahne mit dem Abbild Mariens zu Mariä Himmelfahrt / © Adelaide Di Nunzio (KNA)
Eine Frau trägt in einer Prozession eine Fahne mit dem Abbild Mariens zu Mariä Himmelfahrt / © Adelaide Di Nunzio ( KNA )

"Es ist ganz erstaunlich, dass die Themen eigentlich ähnliche sind, die auch der Synodale Weg in Deutschland zumindest benennt", sagte Renovabis-Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz am Wochenende im Interview mit dem Internetportal katholisch.de

Kontinentale Etappe des weltweiten synodalen Prozesses

Schwartz ist einer der 44 Delegierten, die vom Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) eingeladen wurden, ab Sonntag in Prag an der kontinentalen Etappe des weltweiten synodalen Prozesses teilzunehmen.

Altstädter Ring in Prag / © dimbar76 (shutterstock)

Der Hauptgeschäftsführer betonte, auch in Osteuropa werde über die Rolle von Frauen in der Kirche diskutiert, nicht nur mit Blick auf Geschlechtergerechtigkeit, sondern auch auf Fragestellungen, welche Dienste Frauen in der Kirche - gegebenenfalls sogar sakramental - übernehmen. "Auch die Frage der priesterlichen Lebensführung wird immer mal wieder genannt. Beispielsweise in Litauen wurde kritisiert, dass Priester Alkoholprobleme und Ähnliches haben."

Probleme auch in Polen

Selbst in Polen spürten die Bischöfe, dass die Kirche Menschen verliere und die Bedeutung der Kirche für viele Menschen insgesamt kleiner werde. Von daher stelle sich auch dort nicht nur die Frage der Neuevangelisierung, sondern auch die Frage der Mitwirkungsrechte des Volkes Gottes. "Die nächste Volkszählung in Ungarn etwa wird die Bischöfe mit der unangenehmen Tatsache konfrontieren, dass die Kirche womöglich nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung darstellt."

Thomas Schwartz / © Dieter Mayr (KNA)
Thomas Schwartz / © Dieter Mayr ( KNA )

Schwartz betonte zugleich, dass es deutliche Mentalitätsunterschiede zwischen Katholiken in Ost und West gebe. So sei denkbar, dass die Positionierung der Kirche in Deutschland und in anderen Ländern zum Thema Sexualethik und zur Stellung von queeren Menschen zu deutlichen Diskussionen führen werde.

"Ich erfahre häufig schon, dass unsere Partner in Ost- und Ostmitteleuropa das Gefühl haben, dass die Westeuropäer immer der Meinung sind, sie wüssten alles besser", sagte Schwartz.

Dissens aushalten

Andererseits habe er auch schon die Erfahrung gemacht, dass die ost- und ostmitteleuropäischen Vertreter der Kirche aus ihren Erfahrungen in einem antikirchlichen, kommunistischen Gesellschaftssystem manchmal eine Art Überlegenheitsgefühl hätten, nach dem Motto: "Wir sind der Hort des wahren Katholischen."

Verehrung für den polnischen Papst Johannes Paul II. / © Markus Kremser (KNA)
Verehrung für den polnischen Papst Johannes Paul II. / © Markus Kremser ( KNA )

Wichtig sei für ihn, dass die jeweils eigenen Erfahrungen in West und Ost ernstgenommen würden. Dissens müsse ausgehalten werden; Sprachlosigkeit und die Bildung von Blöcken müssten verhindert werden. "Die politische Erfahrung, dass wir ein geeintes Europa brauchen, sollten wir auch kirchlich nicht verloren gehen lassen. Das geht aber nur, wenn man nicht gleich meint, die besten Rezepte für alle zu haben, sondern sich auch mal hinterfragen lässt. Dafür bietet diese Versammlung in Prag gute Gelegenheiten."

Renovabis

Renovabis ist das jüngste der sechs katholischen weltkirchlichen Hilfswerke in Deutschland. Es wurde im März 1993 auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von den deutschen Bischöfen gegründet. Seither gibt es jedes Jahr eine mehrwöchige bundesweite Aktion. Sie endet jeweils am Pfingstsonntag mit einer Kollekte in den katholischen Gottesdiensten in Deutschland.

Der lateinische Name des Hilfswerks geht auf einen Bibelpsalm zurück und bedeutet "Du wirst erneuern".

 © Renovabis
© Renovabis
Quelle:
KNA