Kardinal empfängt Junta-Chef zu Weihnachten

Katholiken empört

Katholiken in Myanmar sind entsetzt über den Weihnachtsempfang von Kardinal Charles Bo für Junta-Chef General Min Aung Hlaing in der Residenz des Kardinals in Yangon am vergangenen Donnerstag.

Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Rangun / © Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Rangun / © Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Englischsprachige Kommentare auf Facebook reichten am Freitag von "Schämen Sie sich" bis zu "Kardinal Charles Bo repräsentiert nicht alle Katholiken Myanmars ... Ich wünschte, er wäre mutig genug, wie Jesus an der Seite der Schwachen und Unterdrückten zu stehen."

"Gegen den Willen der Katholiken"

Die Gruppe "Unabhängige Katholiken für Gerechtigkeit in Myanmar" (ICJM) zeigte sich "geschockt" über den Empfang für General Min Aung Hlaing. Das Treffen habe gegen den "Willen der Mehrheit der Katholiken in Myanmar" stattgefunden, zitiert sie das unabhängige Nachrichtenportal Irrawaddy.

Kardinal Bo betonte via Twitter aus Anlass des Treffens, "Frieden und das Schaffen von Frieden" seien die "Kernbotschaft des Weihnachtsfests". Das Volk von Myanmar habe "große Sehnsucht" nach "Frieden und Freiheit". In seiner Erklärung erinnerte Bo an den Besuch von Papst Franziskus im November 2017 in Myanmar, der unter dem Motto "Liebe und Frieden" gestanden habe. Damals hatte sich Min Aung Hlaing als Armeechef quasi selbst beim Papst eingeladen.

Dramatische Zustände im Land

Das Treffen mit Kardinal Bo fand am Donnerstag vor Heiligabend statt. Das Sprachrohr der Junta "Neues Globales Licht von Myanmar" (Onlineausgabe) veröffentlichte am Freitag Fotos der Begegnung. Ein Bild zeigt den Erzbischof von Yangon mit dem General vor einem bunt geschmückten Weihnachtsbaum. Auf einem anderen hören beide einem Chor zu, der Weihnachtslieder singt. Die ICJM zeigte via Twitter ein Bild, auf dem Bo und Min Aung Hlaing lachend zusammen einen Kuchen anschneiden.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Assistance Association for Political Prisoners - Burma (AAPPB) wurden seit dem Militärputsch vom Februar 1.365 Demonstranten von Sicherheitskräften erschossen. 8.200 Menschen wurden demnach festgenommen; viele von ihnen seien in Haft Misshandlungen und Folter sowie sexuellen Übergriffen bis hin zu Vergewaltigung ausgesetzt.

Christen im Kreuzfeuer

In den Regionen Sagaing, Chin, Kayah, Kachin und Shan sind Tausende vor Luftangriffen und Artilleriebeschuss auf Wohngebiete geflohen. Sagaing in Zentralbirma ist eines der wichtigsten spirituellen Zentren des Buddhismus in Myanmar; Chin, Kachin und Kayah sind Hochburgen des Christentums.

In beiden Regionen hat die Armee in vergangenen Monaten immer wieder auch katholische Kirchen und Gotteshäuser anderer Konfessionen beschossen und niedergebrannt. Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der Binnenvertriebenen in Myanmar bereits auf mehr als 220.000. Die Armee behindert Hilfsorganisationen am Zugang zu den Lagern der Binnenvertriebenen.


Quelle:
KNA
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