Katholik John Lee ist neuer Regierungschef in Hongkong

Einziger Kandidat

Der chinatreue Hardliner John Lee ist von einem Wahlkomitee mit mehr als 99 Prozent der Stimmen zum neuen Regierungschef Hongkongs gewählt worden. Laut einer Mitteilung war der 64 Jahre alte ehemalige Polizist einziger Kandidat.

John Lee (l), ehemaliger Beamter Nr. 2 in Hongkong und einziger Kandidat für das höchste Amt der Stadt, feiert mit seiner Frau, nachdem er seinen Sieg bei der Wahl zum Chef der Exekutive von Hongkong in Hongkong erklärt hat / © Kin Cheung/AP (dpa)
John Lee (l), ehemaliger Beamter Nr. 2 in Hongkong und einziger Kandidat für das höchste Amt der Stadt, feiert mit seiner Frau, nachdem er seinen Sieg bei der Wahl zum Chef der Exekutive von Hongkong in Hongkong erklärt hat / © Kin Cheung/AP ( dpa )

Nach einer von China verfügten Reform des Wahlrechts durften nur noch "Patrioten" in das Wahlgremium berufen werden, die Peking wohlgesonnen sind. Für die Überprüfung der Linientreue war John Lee selbst zuständig.

Bisheriger Sicherheitsminister

Als bisheriger Sicherheitsminister war der Katholik Lee die Nummer zwei in der Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong. Er zeichnete unter anderem verantwortlich für die Durchsetzung eines Sicherheitsgesetzes zur Niederschlagung der Demokratiebewegung. Lee tritt die Nachfolge der ebenfalls katholischen Regierungschefin Carrie Lam (64) an.

In ihrer Amtszeit kam es 2019 zu großen Demonstrationen für Demokratie und gegen die Unterminierung des Prinzips "ein Land, zwei Systeme", das bei der Rückgabe der ehemaligen britischen Kolonie Hongkong an China vereinbart worden war.

Sicherheitsgesetz

Seit Einführung des Sicherheitsgesetzes Ende Juni 2020 wurden Hunderte Demokratieaktivisten verhaftet. Tausende entzogen sich der Verfolgung durch eine Flucht ins Ausland. Auf Druck von China mussten unabhängige, demokratiefreundliche Medien ihr Erscheinen einstellen. Auch die Religionsfreiheit gerät zunehmend unter Druck der pro-chinesischen Führung.

EU bedauert "Verletzung demokratischer Grundsätze" bei Hongkong-Wahl

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat im Namen der Europäischen Union den Wahlprozess des neuen Regierungschefs in Hongkong kritisiert. "Die Europäische Union bedauert diese Verletzung der demokratischen Grundsätze und des politischen Pluralismus und sieht in dem Auswahlverfahren einen weiteren Schritt zur Abschaffung des Grundsatzes "Ein Land - zwei Systeme"", teilte Borrell am Sonntag mit.

EU-Außenbeauftragter Borrell / © Francisco Seco/Pool AP (dpa)
EU-Außenbeauftragter Borrell / © Francisco Seco/Pool AP ( dpa )
Quelle:
KNA